An diesem Tag wird die „Heilige Allianz“ zwischen dem Zaren von Russland, dem Kaiser von Österreich und dem König von Preußen geschlossen. Das auf Initiative von Zar Alexander I. zustande gekommene Dokument kann, nach den Erfahrungen aus der napoleonischen Zeit, als Grundlage des europäischen Friedens, als Sicherung gegen Revolutionen, als Bündnis gegen die Aggressionen einzelner Staaten und als Instrument der Restauration gesehen werden. In der Gründungsurkunde kommen die drei Monarchen überein, sich in christlicher Brüderlichkeit „als Landsleute“ zu sehen und sich „bei jeder Gelegenheit Hilfe und Beistand [zu] leisten“. Sie betrachten sich als „drei Zweige einer und derselben Familie“, als „Glieder einer christlichen Nation“. Das ist zwar alles andere als ein klares Programm, dennoch wird diese Allianz in den kommenden Jahrzehnten eine Friedens- und Handlungsgrundlage sein und ist für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. von so hoher Bedeutung, dass er sogar in seinem Politischen Testament von 1835 seinen Nachfolger explizit auf die unbedingte Notwendigkeit der Fortführung der „Heiligen Allianz“ verpflichtet. Für Preußen bedeutet dieses Bündnis 1815 aber auch, dass es endlich als eine der fünf Großmächte Europas anerkannt und arriviert ist – wenn auch zunächst auf Platz 5…
Am heutigen Tag wird in Bonn der bedeutendste deutsche Garten- und Landschaftsarchitekt des 19. Jahrhunderts, Peter Joseph Lenné, geboren. Er entstammt einer Dynastie von Hofgärtnern, studiert nach einer Gärtnerlehre unter anderem in Paris, München und Wien Gartenarchitektur und Botanik. Bereits in jungen Jahren geht er nach Wien und ist dort, auch während des Wiener Kongresses, Hofgärtner. Im Jahr 1816 wechselt Lenné an den Hof des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. – der Beginn einer steilen Karriere für ihn. Lennés gestalterische Ideen gingen den dortigen altgedienten Gartenarchitekten zunächst zu weit und es gab einige Schwierigkeiten bei der Umsetzung des vom Kronprinzen in Auftrag gegebenen Parks von Babelsberg. Der König war hingegen nach der Umgestaltung des Neuen Gartens in Potsdam durch Lenné schnell völlig überzeugt von dessen Können, vor allem auch nach der Erneuerung der Gärten des Landgutes Glienicke, die Fürst von Hardenberg in Auftrag gegeben hatte. 1828 wird Lenné zum Königlichen Gartendirektor ernannt. Viele Gärten von Weltrang folgen – Sanssouci, die Pfaueninsel, aber auch Gartenkunstwerke in Koblenz, Magdeburg, Königsberg, Düsseldorf, Brühl oder Aachen. Der englische Gartenstil wird von Lenné in Perfektion ausgeführt. Er ist der Meister von effektvollen Sichtachsen, geschwungener Wegeführung und exotischen Pflanzungen – seine Kompositionen lassen Gartenanlagen, obwohl von Menschenhand geplant, in hohem Maße natürlich wirken. In Berlin-Potsdam gehören die von ihm gestalteten Gartenanlagen heute zum Weltkulturerbe. Peter Joseph Lenné stirbt 1866 in Potsdam.
Als das preußische Königspaar Wilhelm I. und Augusta am 2. Oktober 1867 die Landesgrenze zu Hohenzollern überschreitet, haben die umliegenden Gemeinden eine mit Dekoration, Bildern und Sinnsprüchen bedeckte Ehrenpforte zur Begrüßung errichtet. Gemeinde- und Amtsabgeordnete halten Reden und in allen umliegenden Dörfern läuten die Glocken. Dann geht es weiter Richtung Hechingen, von der Burg Hohenzollern ertönen Kanonenschüsse und auf der gerade im Bau stehenden Bahnlinie zwischen Hechingen und Tübingen fahren eine Menge Rollwagen auf und ab, auf denen Fackelträger stehen. "Unzählige, an beiden Seiten der Chaussee aufgestellte Pechfackeln, erleuchteten die Straße“ und „der ganze Tahlgrund [um Hechingen] glich einem Meer von fliegenden, tanzenden und glitzernden Sternschnuppen", schreibt Graf Stillfried, der königliche Zeremonienmeister. Auch in der Hechinger Unterstadt befindet sich, als das Königspaar weiterfährt, wieder eine Ehrenpforte sowie 30 ausgewählte „Töchter der Stadt“, die König und Königin empfangen. Die ganze Stadt ist festlich geschmückt und erleuchtet und als es in die Oberstadt geht, erstrahlt der dortige Obertorplatz „in prachtvoll bengalischer Beleuchtung“. Dahinter erhebt sich „in magischem Lichte“ die Burg Hohenzollern. Und sie ist auch der Grund für die Festlichkeiten und den besonderen Empfang des Königspaares. Nach 17 Jahren Bauzeit ist die Burg Hohenzollern vollendet und wird am nächsten Tag eingeweiht werden. Die Fahrt geht weiter zum Schlösschen Lindich, wo die fürstlich hohenzollerische Familie die Ankommenden in ihre vorbereiteten Gemächer geleitet und ein großes Souper, ein Abendessen stattfindet.
Nach 17 Jahren Bauzeit wird am heutigen Tag die Burg Hohenzollern eingeweiht. Es ist bereits die dritte Burg auf dem Berg – 1850 wurde der Bau unter König Friedrich Wilhelm IV. begonnen. Um 10 Uhr am Morgen besteigen Königin Augusta und König Wilhelm I. von Preußen, der Bruder Friedrich Wilhelms IV., ein Schimmel-Gespann, das sie zur Burg hinaufbringen soll. An der Straße bilden die z.T. aus weit entfernten Gemeinden angereisten Bewohner Hohenzollerns ein Spalier, während die Kutsche zur fertiggestellten Stammburg der Familie Hohenzollern hinauffährt. Gemeinsam mit Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, nimmt der König an der Brüstung vor der Stammbaumhalle im Burghof stehend, die Schlüssel für den vollendeten Bau entgegen. Es folgt eine Führung durch die Innenräume durch die Mitglieder der Baukommission. Der nachfolgende Gottesdienst findet getrennt nach Konfessionen in den beiden Kapellen der Burg statt. Als nächstes besucht die preußische Königsfamilie die fürstliche Familie in deren Gemächern im 2. Stock. Im Grafensaal, dem Festsaal der Burg, wird danach an kleinen Tafeln das Essen serviert. Zuvor allerdings fügt der König der Einweihung ganz bewusst eine politische und nationale Note hinzu. Er lässt den Präsidenten des Norddeutschen Reichstages, Eduard Simson, zu sich in das neue Königszimmer im Markgrafenturm bitten. Dieser überreicht ihm eine "Adresse", einen Beschluss des Norddeutschen Reichtags, in dem der König zur Erfüllung der deutschen Nationalstaatserwartung aufgefordert wird. Genaugenommen wird der Anschluss der süddeutschen Staaten Württemberg, Baden und Bayern an den Norddeutschen Bund in der Beschließung als wünschenswert und jederzeit gewährbar bezeichnet. Die Überreichung der Adresse ist das einzige Ereignis, bei dem die Burg Hohenzollern im Mittelpunkt der Entwicklung der deutschen Nationswerdung im 19. Jahrhundert steht. Als Wilhelm I. nicht einmal vier Jahre später, nach dem deutsch-französischen Krieg 1871, Deutscher Kaiser wird, sieht man die Burg Hohenzollern als "Wiege des Kaisertums" und als Nationaldenkmal.
Nach der Einweihung der neuerbauten Burg Hohenzollern am 3. Oktober reisen König Wilhelm I. und Königin Augusta weiter nach Sigmaringen. Erst am Abend des 4. Oktobers wird das preußische Königspaar am Sigmaringer Schloss durch Fürst Karl Anton von Hohenzollern empfangen. Die Fahrt hatte einen ganzen Tag gedauert, da in jeder Ortschaft auf dem Weg ein Festkomitee wartete, die Bürger das Königspaar mit Geschenken und Empfängen begrüßten. Am nächsten Tag bittet Fürst Karl Anton den königlichen Besuch zur Eröffnung seines „Fürstlichen Museums“ für das in den Jahren zuvor ein eigenes Gebäude im Tudor-Stil erbaut worden war. Karl Anton will als leidenschaftlicher Kunstsammler seine Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich machen und wählt dafür einen passenden Rahmen. Gemälde, Skulpturen, Werke schwäbischer Künstler, Gegenstände des Kunstgewerbes v.a. aus dem Mittelalter und der Renaissance werden hier in neogotischem Ambiente für die Öffentlichkeit ausgestellt.
Der populäre Militärbefehlshaber und Neffe Friedrichs des Großen, Prinz Louis Ferdinand hatte seinen Namen unter eine Denkschrift gesetzt, die König Friedrich Wilhelm III. zum Krieg gegen Napoleon drängte und seine bisherige Vorgehensweise stark kritisierte. Dem Krieg, den er vom König forderte, fiel der militärisch eigentlich durch eine lange Laufbahn in der Preußischen Armee sehr erfahrene Prinz als einer der ersten selbst zum Opfer. Als Kommandeur einer preußischen Vorhut kommt Louis Ferdinand am heutigen Tag bei Saalfeld mit französischen Truppen in Berührung. Der französische Unteroffizier Jean-Baptiste Guindey tötet den Prinzen vermutlich mit einem Säbelhieb an den Hinterkopf. Sein früher Tod – der Prinz war 33 Jahre alt, machten den auch als talentierten Pianisten und Komponisten bekannten Prinzen auf eine tragische Art noch berühmter. Viele Menschen, anscheinend auch viele Frauen der Berliner Salons, in denen der Prinz stets verkehrte, und in denen er auch mit bürgerlichen Denkmuster in Berührung kam, waren über seinen Tod bestürzt. Ein literarisches Denkmal setzte ihm Theodor Fontane 1857 in einem Gedicht, dessen Anfangsstrophe wie folgt lautet: „Sechs Fuß hoch aufgeschossen, Ein Kriegsgott anzuschaun, Der Liebling der Genossen, Der Abgott schöner Fraun, Blauäugig, blond, verwegen, Und in der jungen Hand, Den alten Preußendegen – Prinz Louis Ferdinand.“ Fontanes Gedicht endet mit den folgenden Versen, die auf die vier Tage nach der Schlacht von Saalfeld folgende Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt und die darauffolgende Besatzungszeit anspielt: „Voraus den andern allen Er stolz zusammenbrach, Prinz Louis war gefallen Und Preußen fiel - ihm nach.“
Napoleon unterschreibt im kaiserlichen Hauptquartier in Gera am heutigen Tag den Antwortbrief an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Dieser hatte ihn schriftlich um die Einhaltung des Neutralitätspaktes sowie die Rückgabe mehrerer preußischer Territorien am Niederrhein gebeten und vieldeutig auch darum, „den anderen Völkern ihre Ehre [zu] gönnen“. Die sarkastische und aggressive Antwort Napoleons: „Mein Herr Bruder, ich erhielt erst am 7. Oktober den Brief Eurer Majestät (…). Es tut mir außerordentlich leid, daß man Sie ein solches Pamphlet hat unterzeichnen lassen. Ich antworte Ihnen nur, um Sie zu versichern, daß ich Ihnen die darin enthaltenen Beleidigungen niemals persönlich zuschreiben werde, weil sie Ihrem Charakter zuwider sind und uns beide zur Unehre gereichen. (…) Glauben Sie mir, ich habe so mächtige Streitkräfte, daß alle die Ihrigen den Sieg nicht lange schwankend machen können! Warum aber so viel Blut vergießen?(…) Aber Sire, Eure Majestät wird besiegt werden! Sie werden die Ruhe Ihrer Tage, das Leben Ihrer Untertanen preisgeben, ohne auch nur den kleinsten Grund zu Ihrer Entschuldigung vorbringen zu können! Heute stehen sie noch unbescholten da und können mit mir auf eines Ihres Ranges würdige Weise unterhandeln, aber noch ehe ein Monat vergeht, wird Ihre Lage eine andere sein!“ Dem preußischen König, ehrlich friedliebend in seiner Einstellung, erschien das aufgedrängte Bündnis mit Frankreich, der aufgedrängte Krieg mit England und die französischen Provokationen wie Gebietsdurchmärsche oder auch der oben zitierte Brief, nicht mehr hinnehmbar. Früher oder später würde Napoleon Preußen auch zum Krieg gegen Russland zwingen, das war ihm bewusst. Wenn schon Krieg, dann doch gegen den Beleidiger und nicht gegen Mächte, die Preußen nichts getan hatten. Doch zunächst bedeutet diese Entscheidung für Preußen das Eintreten der Katastrophe bei Jena und Auerstedt…
Die militärische Entscheidung im Krieg zwischen Preußen und Frankreich fällt an einem einzigen Tag. Die beiden getrennt marschierenden preußischen Armeen werden bei Jena und Auerstedt getrennt geschlagen. Napoleon selbst hat einen so schnellen Sieg nicht erwartet. Er war ein hohes Risiko eingegangen und ist nun von Preußen enttäuscht – nicht nur, weil er es sich eigentlich als Bundesgenossen gewünscht hatte, sondern auch von der offensichtlich seit dem Siebenjährigen Krieg gesunkenen Schlagkraft der preußischen Armee. Seine eigenen Truppen waren mit anderen strategischen Schwerpunkten und Taktiken ausgebildet, waren durch vorhergehende Siege selbstbewusst und hoch motiviert. Die überaus bewegliche französische Armee, gestützt durch das levée en masse, die französische Wehrpflicht, entscheidet die beiden ca. 25 Kilometer voneinander entfernten Schlachten auch deshalb für sich, weil auf preußischer Seite eine Unentschlossenheit herrscht, die etwa auch dazu führt, dass Napoleons schwierige Stellung am Abend vor den Schlachten nicht ausgenutzt wird. Die Niederlage wird in Preußen zunächst völlig ohne Widerstand akzeptiert. Zu schnell und unerwartet hatte der Krieg begonnen und war allen als großes Missverständnis erschienen, das sich schon auflösen würde. Doch Napoleons Zorn ist nun groß, die königliche Familie flieht nach Ostpreußen und „die Lebenskrise des Preußischen Staates sollte erst beginnen“ (Sebastian Haffner)…
Im Kronprinzenpalais zu Berlin bringt die 19jährige preußische Kronprinzessin Luise um 6 Uhr morgens ihr erstes Kind zur Welt. Es ist ein Junge, er wird, wie sein Vater und Großvater, auf den Namen Friedrich Wilhelm getauft. Zwei Jahre nach seiner Geburt besteigt sein Vater als Friedrich Wilhelm III. den Preußischen Thron und sein Sohn wird deshalb früh zum Kronprinzen. Im Jahr 1840 wird der Kronprinz selbst König – es ist Friedrich Wilhelm IV., der vielleicht schillerndste unter den preußischen Potentaten. Seine frühe Kindheit ist geprägt von einer behüteten familiären Atmosphäre – die Königsfamilie versteht sich als „erste Familie des Staates“ und führt ein beinahe bürgerliches Leben. Die Herausforderung der Zeit, entsprungen aus der französischen Revolution und der Hinrichtung König Ludwigs XVI., schlägt sich auch in der Erziehung des jungen Kronprinzen nieder, die insbesondere auf Kontinuität und Tradition ausgerichtet ist und so vielleicht jene Einstellungen fördert, die dem späteren König während der Revolutionszeit 1848/49, als er die vom Paulskirchenparlament ihm angebotene deutsche Kaiserkrone ablehnt, vorgeworfen werden. Seine Ablehnung von Liberalismus und Nationalismus als den großen Strömungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie von allem Militärischem sind bekannt. Auf die Industrialisierung und die mit ihr wachsende Soziale Frage hat der spätere König keine Antwort gefunden, auch wenn er versucht hat, die Gesellschaft in ihrer immer stärker hervortretenden Spaltung zu harmonisieren. Friedrich Wilhelm IV. wird immer wieder als Künstlernatur beschrieben – sein Interesse für Kunst und Architektur, seine Begeisterung für Romantik, die klassische Antike, für das Mittelalter werden deutlich, wenn man sich mit seiner Persönlichkeit beschäftigt. David E. Barclay bescheinigt ihm, dass er eine Erneuerung der Monarchie angestrebt habe, als Gegenentwurf zu revolutionärem Umsturz. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nur als „den Romantiker auf dem Thron“ zu beschreiben, greift, in einer widersprüchlichen Zeit voller Herausforderungen, sicher zu kurz.
Im Februar 1813 hatte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen beschlossen, sich mit Russland zu verbünden und mit Napoleon zu brechen. Ein entsprechender Vertrag besiegelt das Bündnis und legt fest, dass Preußen ungefähr in den Grenzen von 1806 wiederherzustellen sei. Der Bruch mit Frankreich wurde Mitte März 1813 offiziell bekanntgegeben. Den ganzen Sommer über gab es diplomatische Verhandlungen, erste Schlachten und im August auch den Beitritt Österreichs zur antinapoleonischen Koalition. Napoleon konzentrierte seine Truppen um Dresden, auf dem Boden seines Verbündeten, dem König von Sachsen. Die Koalitionsarmeen näherten sich aus verschiedenen Richtungen, hatten aber, wie nicht anders zu erwarten, mit einer wenig harmonischen Kommandostruktur zu kämpfen. Erste Schlachtenerfolge machten Napoleon mutig und er versuchte, eines der Koalitionsheere aufzuspüren und vernichtend zu schlagen. Bernadottes Nordarmee und Blüchers Schlesische Armee wichen jedoch aus und zwangen den französischen Kaiser dazu, seine Truppen um Leipzig zusammenzuziehen, der so die Stadt zum Schauplatz der bis dahin größten Einzelschlacht in der Geschichte Europas, vielleicht der Menschheit, macht. Zurecht wird der Name „Völkerschlacht“ verwendet – Franzosen, Deutsche, Russen, Polen, Schweden und die meisten Nationalitäten der Habsburgermonarchie kämpfen ab dem heutigen Tag gegeneinander. Zusammen 500 000 Mann. In den Morgenstunden des 19. Oktobers ist die Schlacht entschieden – Napoleon tritt den Rückzug an und verlässt die Stadt Leipzig, in der es katastrophal aussieht. Innerhalb und auch um die Stadt herum liegen überall Leichen und Verwundete. 92 000 Tote und Verwundete werden auf beiden Seiten zusammen beklagt. Für die Wiederauferstehung Preußens kann der Sieg von Leipzig, nach der erlittenen Demütigung von Tilsit 1807, nicht hoch genug veranschlagt werden, schreibt Christopher Clark, und bemerkt, dass Preußen in diesem Feldzug die entscheidende Rolle gespielt hatte. Doch Napoleon, nach Leipzig auf die Insel Elba verbannt, sollte noch einmal zurückkehren…
Am 16. Oktober hatte Napoleon vorschnell die Glocken Leipzigs zu seinem vermeintlichen Sieg läuten lassen. Zwei Tage später war die Völkerschlacht von Leipzig entschieden. Von drei Seiten rückten die preußischen, russischen und österreichischen Truppen auf die Stadt vor und ließen den Resten der einstmals mächtigsten Armee Europas nur noch den Ausweg nach Westen. Nur eine einzige Brücke über die Elster bot den Ausweg. Der Brückenkommandant befahl viel zu früh die Sprengung der Brücke, um den Rückzug zu sichern. Mindestens ein Drittel von Napoleons Armee war noch immer in der chaotischen, Stadt, die nach schweren Straßenkämpfen wie ein Schlachtfeld aussah. Panik bricht unter den französischen Soldaten aus. Überall sind Tote und Verwundete aller Armeen in den Straßen, die nicht versorgt werden können. Am Mittag des heutigen Tages ziehen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Zar Alexander I. und Fürst Schwarzenberg in die Stadt ein. Napoleon, der Leipzig frühzeitig verlassen hatte, wird zunächst nicht verfolgt. Die Allianz zwischen Preußen, England, Russland und Österreich „zur Wahrung des Gleichgewichts in Europa“ wird im Vertrag von Chaumont im März des Jahres 1814 geschlossen – Ende März rücken die Verbündeten dann in Paris ein. Frankreich erhält einen milden Frieden, nachdem mit Ludwig XVIII. der rechtmäßige Erbe der Bourbonen als König eingesetzt wurde. Napoleon hatte zwischenzeitlich versucht, die Verhandlungen so lange zu verschleppen, bis er sich militärisch erholt haben würde. Eine bedingungslose Unterwerfung lag ihm fern. Die Allianz erwies sich als großzügig: Er durfte seinen Titel „Kaiser“ behalten, allerdings nur als souveräner Herrscher über die 224 km² große Mittelmeerinsel Elba.
Das Gesetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“, kurz „Sozialistengesetz“, wird am heutigen Tag erlassen. Reichskanzler Otto von Bismarck möchte mit dem Gesetz die Eindämmung oder gar Zerschlagung des wachsenden Einflusses der Sozialdemokraten auf Politik und Gesellschaft erreichen. Das Gesetz erlaubt das Verbot sozialistischer Vereine und Organisationen, Druckschriften und politischer Versammlungen. Die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands“ war 1869 auf dem Eisenacher Kongress durch August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründet worden. Ihrem Anspruch, die deutsche Arbeiterklasse zu vertreten, konnten die beiden wichtigsten Gründer zunächst noch nicht gerecht werden – 1871 waren unter den 382 Abgeordneten des Deutschen Reichstages nur zwei Abgeordnete der Sozialdemokraten. Bebel und Liebknecht selbst. Doch dies sollte sich schnell ändern, 1875 wurde die Partei zur Sozialistischen Arbeiterpartei“ (SAP) umbenannt und Bismarck nahm sie zunehmend als Bedrohung wahr. Das „Sozialistengesetz“ erschwert die Parteiarbeit der Sozialdemokraten enorm. Die Integration der Arbeiterschaft in den Staat wird durch das Gesetz stark behindert und es verstärkt die Opposition der Arbeiter gegenüber dem Staat. 1890 wird das Gesetz dann durch Kaiser Wilhelm II. nicht mehr verlängert. Ab der Neugründung 1890 nennt sich die „SAP“ nun nochmals um in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD). Vor dem ersten Weltkrieg ist die SPD schließlich die mitgliederstärkste Partei und wird 1912 sogar zur stärksten Fraktion im Reichstag.
Im Wiener Schloss Schönbrunn wird am heutigen Tag das sogenannte „Drei-Kaiser-Abkommen“ zwischen dem deutschen Kaiser Wilhelm I., dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und dem russischen Zaren Alexander II. geschlossen. Es handelt sich um einen „Konsultativpakt“. Er sieht für den Konfliktfall zwar keinen militärischen Beistand vor, wohl aber Beratungen. So wird ausgeschlossen, dass sich Deutschland einen der beiden Staaten zum Feind machen würde. Für Bismarcks Bündnissystem, ausgerichtet auf ein europäisches Gleichgewicht, ist das Abkommen der erste Baustein. Es verhindert in erster Linie, dass sich Frankreich mit einem der anderen Mächte gegen Deutschland verbünden könnte. Die „Krieg-in-Sicht-Krise“ von 1875 macht Bismarck aber deutlich, dass es noch weiterer Absicherungen durch Bündnisse bedurfte.
„(…) Die Türme stehn in Glut / die Kirch ist umgekehret. Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun / Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.“ (…) Kein anderer Lyriker der Barockzeit hat den Dreißigjährigen Krieg so eindringlich beschrieben, wie der im schlesischen Glogau geborene Andreas Gryphius in seinem apokalyptischen Gedicht „Tränen des Vaterlandes“. Die Bevölkerung Brandenburgs erlitt in den Kriegsjahren seit 1618 genau das, was Gryphius beschreibt – Anarchie, Armut, Elend, Gesetzlosigkeit, Furcht und Tod. Als Durchmarsch- und Kriegsgebiet, zerrieben zwischen kaiserlichen, schwedischen und dänischen Truppen, erleidet Brandenburg eine Katastrophe. Kurfürst Georg Wilhelm musste mehrfach die Bündnisse wechseln und klammerte sich dazwischen verzweifelt an den Versuch, Neutralität zu bewahren. Der Krieg war eine Zäsur für Brandenburg, die Bevölkerung so erschöpft, dass nach all den Besatzungen, Brandschatzungen und Epidemien kaum noch kulturelles Erbe und Traditionen übrigblieben. Die Hälfte der Menschen in Brandenburg fanden den Tod. Besonders schlimm war es in den Durchzugsgebieten an der Elbe, etwa in den Städten Brandenburg und Frankfurt an der Oder, wo zwei Drittel der Menschen starben. Manche Städte waren komplett menschenleer. Erst in der Regierungszeit des Nachfolgers von Georg Wilhelm, dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, gelingt in Europa der Friedensschluss, der am heutigen Tag des Jahres 1648 in Osnabrück besiegelt wird.
Im mecklenburgischen Parchim wird der spätere preußische Generalfeldmarschall Helmuth Moltke geboren. Der 1870 in den Grafenstand erhobene Moltke tritt 1822 in die Preußische Armee ein, wird 1858 deren Generalstabschef und 1866 zum General ernannt. Seine Planungen tragen entscheidend zu den Siegen in den Kriegen gegen Dänemark, 1864, im deutsch-deutschen Krieg von 1866 und im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 bei. 1866 führt Moltke die preußische Armee in der Entscheidungsschlacht von Königgrätz persönlich und zeigt im angewendeten Prinzip „getrennt marschieren - vereint schlagen“ sowie im Einsatz des Transportmittels Eisenbahn, dessen Bedeutung er früh erkannte und in der Modernisierung der Waffentechnik seine grundsätzlichen strategischen Ausrichtungen. Der „große Schweiger“, wie er teilweise genannt wurde, gilt als einer der fähigsten und erfolgreichsten Feldherren seiner Zeit. Helmuth von Moltke hat jedoch, das zeigt auch sein Eintritt in den Deutschen Reichstag, dessen Alterspräsident er ab 1881 ist, immer das Primat der Politik geachtet und die Armee als im Dienste der politischen Entscheidungen des Staates stehend angesehen. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1891 warnt er vor einem unkontrollierbaren europäischen Konflikt: „Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert.“
Der Gouverneur von Berlin, Graf von der Schulenburg lässt die später berühmt gewordenen Worte auch an die Hauswände von Berliner Häusern schreiben: „Der König hat eine Bataille [Schlacht] verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben!“ Es war alles sehr schnell gegangen und niemand hatte das erwartet. 10 Tage nach den für Preußen verheerenden Schlachten von Jena und Auerstedt stehen die französischen Truppen vor Berlin und marschieren in die Stadt. Zwei Tage danach zieht am heutigen Tag der französische Kaiser Napoleon in Berlin ein. König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise sind bereits auf der Flucht, unterwegs ins entfernte Memel. Napoleon reitet symbolisch durch das Brandenburger Tor, lässt die Quadriga abbauen und als Kriegsbeute in 12 Kisten verpackt nach Paris bringen. Für Preußen beginnt eine Zeit der Besatzung, die sich auch in der Sprache niedergeschlagen hat: „In die Bredouille kommen“, eine „Retourkutsche“ geben, sich „aus der Affäre ziehen“ sind Beispiele dafür und selbstverständlich auch der bekannte Satz mancher Berliner Mutter gegenüber ihrer Tochter: „Mach keine Fisimatenten“, was mutmaßlich auf den wohl häufig geäußerten, zweideutig einladenden Spruch „Visitez ma tente“ („Besuchen Sie mein Zelt“) von französischen Soldaten gegenüber Berliner Mädchen zurückzuführen ist.
Der Höhepunkt der Palästina-Reise des deutschen Kaiserpaares Wilhelm II. und Auguste Victoria (11. Oktober – 26. November 1898) findet am heutigen Tag statt. Im Zentrum der Jerusalemer Altstadt, südlich der Grabeskirche weiht der Kaiser die Erlöserkirche ein, erbaut nach den Vorlagen der deutschen Architekten Friedrich Adler und Paul Groth zwischen 1893-1898. Das Grundstück konnte der Vater Wilhelms II., Kaiser Friedrich III., noch als Kronprinz im Jahre 1869 erwerben. Die Erlöserkirche ist auf dem Grundriss der mittelalterlichen Benediktinerkirche S. Maria Latina erbaut und nimmt in ihrer Architektur verschiedene Anlehnungen an diese Kreuzfahrerkirche. Das Material zum Bau stammt aus der Nähe Jerusalems. Es handelt sich um leicht ockerfarbenes Kalkgestein. Der Stil ist neuromanisch. Die Erlöserkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, deren Turm fester Bestandteil der Silhouette der Jerusalemer Altstadt ist. Der Kaiser weiht die Kirche am Reformationstag 1898 ein – er ist auch der erste westliche Herrscher der Neuzeit, der Jerusalem betritt.
Die schwach mit Wachskerzen ausgeleuchtete Garnisonkirche von Potsdam bekommt in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1805 hohen Besuch. Zar Alexander I. von Russland und das preußische Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise betreten wohl gegen halb ein Uhr die Kirche und schwören sich am Sarg von Friedrich dem Großen in einer emotionalen Szene unverbrüchliche Freundschaft. Der Zar verlässt kurz darauf Potsdam, das preußisch-russische Bündnis im Gepäck. Die französische Besetzung Wiens keine 10 Tage später, die preußischen Niederlagen von Jena und Auerstedt im Jahr darauf und der Sieg französischer Truppen über die russische Armee bei Friedland im Juni 1807 zeigen jedoch schnell die Grenzen der Möglichkeiten dieses Bündnisses auf. Am Ende, in den Friedensverhandlungen von Tilsit 1807, mag die sehr persönliche Übereinkunft am Grab Friedrichs des Großen aber vielleicht doch ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Zar Alexander I. Preußens Untergang nicht befürworten wird.
„Es gibt kaum einen Abschnitt in unserer Historie, der öfter behandelt worden wäre als die Katte-Tragödie. Aber so viele Schilderungen mir vorschweben, das Ereignis selbst ist bisher immer nur auf den Kronprinzen Friedrich hin angesehen worden. Oder wenigstens vorzugsweise. Und doch ist der eigentliche Mittelpunkt dieser Tragödie nicht Friedrich, sondern Katte. Er ist der Held, und er bezahlt die Schuld“ (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg). Hans Hermann von Katte entstammt einem altmärkischen Adelsgeschlecht. Nach dem Fluchtversuch seines Freundes und Vertrauten, des Kronprinzen Friedrich, wird er zunächst vom zuständigen Kriegsgericht zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Das Gericht in Küstrin sieht sich außer Stande, auch über den Kronprinzen selbst zu urteilen. König Friedrich Wilhelm I. ist mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die strikte Anwendung des Gleichheitsprinzips im Falle eines Hochverrats lässt für ihn nur den Tod der beiden Freunde zu, auch wenn einer sein Sohn ist. Vom Todesurteil gegen seinen Sohn kann man ihn abbringen, nicht aber davon, das milde Urteil gegen von Katte, das lebenslange Festungshaft fordert, in ein Todesurteil umzuwandeln. Er sei „auch die Schule durchgegangen und [habe] das Sprichwort gelernt: Fiat iustitia aut pereat mundus“ – Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde, oder vielleicht vielmehr in diesem Fall, „ohne Gerechtigkeit geht die Welt zugrunde“. Von Katte wird, wahrscheinlich unter den Augen seines Freundes des Kronprinzen Friedrich, auf dem Wall der Festung Küstrin enthauptet. Der Tod von Kattes liefert den Stoff für zahlreiche Romane, Dramen, Theaterstücke und Filme. Im Abschiedsbrief an seinen Vater schreibt Hans-Hermann von Katte: „In Thränen, mein Vater, möcht’ ich zerrinnen, wenn ich daran gedenke, daß dieses Blatt Ihnen die größte Betrübniß, so ein treues Vaterherze empfinden kann, verursachen soll; daß die gehabte Hoffnung meiner zeitlichen Wohlfahrt und ihres Trostes im Alter mit einmal verschwinden muß, daß Ihre angewendete Mühe und Fleiß in meiner Erziehung zu der Reife des gewünschten Glücks sogar umsonst gewesen, ja daß ich schon in der Blüthe meiner Jahre mich neigen muß, ohne vorher Ihnen in der Welt die Früchte ihrer Bemühungen und meiner erlangten Wissenschaften zeigen zu können.
Im „Edikt von Potsdam“, nach gregorianischem Kalender am heutigen Tag durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem „Großen Kurfürsten“, erlassen, bietet Brandenburg-Preußen für die aus Frankreich flüchtenden Hugenotten an, ein Zufluchtsort zu sein. König Ludwig XIV. von Frankreich hatte den französischen Protestanten kurz zuvor mit der Aufhebung des „Edikts von Nantes“ ihre Bürgerrechte genommen und die Ausübung der calvinistisch geprägten protestantischen Religion in Frankreich untersagt. 30 000 Hugenotten fliehen daraufhin nach Deutschland, 20 000 davon nach Brandenburg-Preußen. Allein in Berlin bleiben 5000 „Réfugiés“, wie sie genannt werden. Viele von ihnen sind hochqualifiziert und gut ausgebildet. Sie bringen allein fast 50 neue Berufe in das vom Dreißigjährigen Krieg verheerte und ausgeblutete Land. Die Wirtschaft Brandenburg-Preußens wird durch Kaufleute, Ärzte, Offiziere, Hutmacher, Seidenweber, Juweliere, Schneider, Perückenmacher, Messerschmiede, Uhrmacher, Spiegelhersteller, Glasbläser, Seifenhersteller, Bankiers, Destillateure, Gobelinweber oder Patissiers belebt. Viele Hugenotten und ihre Nachfahren schreiben sich in die Geschichte des Landes ein.
Der langjährige Chef des Hauses Hohenzollern und Enkel Kaiser Wilhelms II. wurde am 9. November 1907 im Potsdamer Marmorpalais geboren. Er war der zweitälteste Sohn des Deutschen und Preußischen Kronprinzen Wilhelm und seiner Gemahlin Cecilie Herzogin zu Mecklenburg. Einen großen Teil seiner Kindheit verlebte er in Langfuhr bei Danzig, wo sein Vater das 1. Leibhusaren-Regiment als Kommandeur befehligte. Noch kurz vor Ende der Monarchie trat der Prinz nach preußischer Tradition zehnjährig in das 1. Garde-Regiment zu Fuß ein. Nach seiner schulischen Ausbildung in Potsdam studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Nationalökonomie, an welcher der Prinz anschließend auch promovierte. Anfang der Dreißiger Jahre bereiste Louis Ferdinand für einige Jahre Amerika, wo er u. a. Brasilien, Argentinien und vor allem die USA besuchte. 1938 heiratete er Kira Kirillowna Romanowa, Tochter des Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch Romanow und der Prinzessin Victoria Melita geb. Prinzessin von Großbritannien und Irland. 1940 fiel sein älterer Bruder Wilhelm im Frankreich-Feldzug. Dessen Beisetzung, die größte nicht vom NS-Regime initiierte Massenversammlung war für Hitler Anlass zum sogenannten Prinzenerlass: Dem Ausschluss von Wehrmachtsangehörigen aus ehemals regierenden Häusern. Dieser Erlass betraf auch Prinz Louis Ferdinand als Oberleutnant der Luftwaffe. Von 1941 bis 1944 bewirtschaftete er das Gut Cadinen in Ostpreußen, das sich in Privatbesitz seines Großvaters befand. Louis Ferdinand unterhielt seit 1939 Jahre Kontakte zum militärischen und zivilen Widerstand. Zeitweise wurde er neben seinem Vater als wichtigster Prätendent eines zukünftigen Staatsoberhauptes des Deutschen Reiches gesehen. Bei Kriegsende floh der Prinz mit seiner Familie zunächst nach Bad Kissingen. Ab 1947 fand die Familie in Bremen ein neues Zuhause, wo sie ab 1950 den Wümmehof in Bremen-Borgdeld bewohnte. Nach dem Tod seines Vaters 1951, folgte er diesem als Chef des Gesamthauses Hohenzollern nach. Prinz Louis Ferdinand setzte sich für die Deutsche Wiedervereinigung und ein vereintes Europa ein. Seine besondere Vorliebe galt der Musik. Der talentierte Pianist komponierte zahlreiche Hymnen, Choräle und Märsche und rief mit seiner Frau Kira die bis heute veranstalteten Konzerte auf der Burg Hohenzollern ins Leben, deren Spendeneinnahmen die der Arbeit der Prinzessin Kira von Preußen Stiftung unterstützt. 1991 veranlasste er die Überführung der Sarkophage der preußischen Könige Friedrich II. und dessen Vater von der Burg Hohenzollern nach Potsdam. Nach dem Tod seines ihm zur Nachfolge bestimmten Sohnes Prinz Louis Ferdinand Junior (+ 1977), folgt ihm sein Enkel, Georg Friedrich Prinz von Preußen als Chef des Hauses nach. Prinz Louis Ferdinand 1994 starb in Bremen.
Am heutigen Tag endet die Revolution in Berlin durch den Einmarsch preußischer Soldaten in die Stadt unter dem Befehl von General Graf Wrangel, den König Friedrich Wilhelm IV. entsendet hatte, die Macht in der Stadt wieder zu übernehmen. Der bei den Berlinern wegen seiner Volkstümlichkeit beliebte Wrangel, der auch „Papa Wrangel“ genannt wird, hat 13 000 Soldaten unter seinem Befehl. Wrangel und der Kommandant der Berliner Bürgerwehr, Major Otto Rimpler, verständigen sich auf einen unblutigen Ablauf der Übergabe, die Bürgerwehr stellt sich ohne Blutvergießen unter den Befehl des Generals und wird zwei Tage später von ihm aufgelöst. Wrangel begibt sich am heutigen Tag auch zur Versammlung der Volksvertreter im Schauspielhaus und löst sie persönlich auf, verhängt zuerst den Belagerungszustand und dann das Kriegsrecht über Berlin. Die Abgeordneten der Nationalversammlung rufen zum passiven Widerstand und Steuerstreik auf. Ein letzter verzweifelter Versuch, die Rückkehr zum vorrevolutionären Zustand zu verhindern. Dennoch ist klar, mit dem heutigen Tage endet die Revolution in Preußen, die am 18. März 1848 auf dem Platz vor dem Berliner Schloss ihren Ausgang genommen hatte und in den Maiwahlen eine Nationalversammlung einrichten konnte. Ihr Ziel, gemeinsam mit König Friedrich Wilhelm IV. eine Verfassung für Preußen zu erarbeiten, scheitert. Am 5. Dezember 1848 wird die Nationalversammlung offiziell aufgelöst.
Im Gedenken an seine Fähigkeiten und Leistungen wird die Bundeswehr 1955 an seinem 200. Geburtstag gegründet: Gerhard von Scharnhorst wird am heutigen Tag des Jahres 1755 in Bordenau geboren. Er gehört zu den entscheidenden Militärreformen der Zeit der Befreiungskriege und ist maßgeblich daran beteiligt, die preußische Armee auf den Kampf gegen Napoleon vorzubereiten. Dem französischen Kaiser war Scharnhorst bereits suspekt geworden und der 1801 in die preußische Armee eingetretene Militärstratege muss 1810 vom Amt des Kriegsministers zurücktreten. Als Chef der Militärreorganisationskommission und in anderen Funktionen führt Scharnhorst seine Idee des preußischen Heeres dennoch aus: Ein stehendes Volksheer mit Leistungsprinzip für das Offizierskorps, verbesserter Bildung, ohne Prügelstrafe, mit allgemeiner Wehrpflicht und moderner taktischer Ausrichtung. Den Triumph seiner Bemühungen, den Sieg über Napoleon, kann Scharnhorst jedoch nicht mehr erleben. Er wird in der Schlacht von Großgörschen 1813 verletzt, die Schussverletzung am Knie wird nicht ausreichend versorgt und er stirbt wenige Wochen später an Wundbrand. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen lässt für einen der fähigsten Militärreformer seiner Armee 1822 ein Marmorstandbild vor der Neuen Wache errichten, das von keinem Geringeren als Christian Daniel Rauch ausgeführt wird.
„Seine Majestät der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes und Seine Majestät der König von Bayern haben in der Absicht, die Sicherheit des Deutschen Gebietes zu gewährleisten, dem Deutschen Rechte eine gedeihliche Entwickelung zu sichern und die Wohlfahrt des Deutschen Volkes zu pflegen, beschlossen, über Gründung eines Deutschen Bundes Verhandlungen zu eröffnen (…).“ Der am heutigen Tag des Jahres 1870 geschlossene „Vertrag mit Bayern über den Beitritt zur Deutschen Verfassung“ ist im Rahmen der „Novemberverträge“ einer der Schritte zur Erweiterung des Norddeutschen Bundes um die süddeutschen Staaten Bayern, Baden, Hessen und Württemberg, was schließlich zur Reichsgründung 1871 und der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser führt. In dem Maße, in dem Bayern in den Verträgen auf seine Eigenständigkeit pocht und sich Reservatrechte wie ein eigenes Heer, Postwesen und eine eigene Eisenbahn sichert, kann auch Bismarck für Preußen Eigenständigkeit reklamieren. Mit dem Inkrafttreten der Novemberverträge am 1. 1. 1871 wird das Deutsche Reich de facto gegründet.
Als die königliche Kutsche Unter den Linden im festlich geschmückten Berlin anhält, wird die zukünftige Kronprinzessin an einer eigens errichteten Ehrenpforte von einigen blumengeschmückten Kindern mit Gedichten begrüßt. Die Braut des zukünftigen Königs zieht eines der Kinder zu sich herauf, küsst es auf die Stirn. Sofort greift die Oberhofmeisterin Gräfin von Voß ein und sagt „Königliche Hoheit, um Gottes Willen, was haben sie getan?“ „Wie“, antwortet die Prinzessin, „darf ich das nicht mehr tun?“ Die Szene ist in verschiedenen Varianten und Bildern überliefert und wurde gleich danach vielfach weitererzählt. Es ist der Tag, an dem die zukünftige Königin Luise, Gemahlin Friedrich Wilhelms III. von Preußen, als Braut in Berlin eintrifft. Ihre spontane und nahbare Reaktion auf die Kinder an diesem Tag und ihre natürliche Art tragen viel dazu bei, die Berliner Bürger sofort für sie einzunehmen. Luise ist damals 17 Jahre alt. Als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz wurde sie 1776 in Hannover geboren. Ihr Vater ist der dortige Gouverneur für den englischen König, gleichzeitig sein Schwager. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wuchs Luise bei ihrer Großmutter in Darmstadt auf, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Friederike. Sie spricht Hochdeutsch mit leicht hessischem Einschlag. Bei häufigen Aufenthalten in Frankfurt lernte sie auch Goethes Mutter kennen, die von der damals 14jährigen Prinzessin sehr angetan war, vor allem, weil sie keine „steife Hofetikette“ befolgte, vielmehr völlig ungezwungen und natürlich war. Die beiden Prinzessinnen „in voller Freiheit – tanzend – sangen und sprangen den ganzen Tag“. Auch den preußischen König lernten die Schwestern in Frankfurt kennen. Auch er war beeindruckt, nannte die damals 16- und 14jährigen Mädchen „Engel“ und trug seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dessen Bruder Louis ohne Zögern auf, sie mögen doch die beiden Prinzessinnen zu ihren Bräuten wählen. Anfang März des Jahres 1793, Luise wird in diesen Tagen 17 Jahre alt, trifft sie erneut auf den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der kurz danach um ihre Hand anhält. Die Hochzeit findet am 24.12.1793 statt – nicht einmal vier Jahre danach wird Luise zur preußischen Königin werden.
Am heutigen Tag wird auf Anraten einiger Universitätsprofessoren in Preußen als erstem deutschen Staat eingeführt, was bis heute in Deutschland Bestand hat – das Abitur! Den Professoren reichte das Vorwissen vieler Studenten nicht, sie empfahlen dem Staat, schon vor dem Zugang zur Universität eine Prüfung einzubauen. So schrieb etwa der Kanzler der Universität Halle 1787: „(…) dass sich unter den jungen Leuten, welche die Universität besuchen, beständig eine nicht geringe Anzahl von Subjekten befindet, die nicht allein in den gelehrten Sprachen, sondern auch in den übrigen noch wichtigeren Kenntnissen, die sie von der Schule mitbringen sollten, so unwissend sind, dass ihre Unwissenheit bald Mitleid, bald Widerwillen erregen muss“. Der preußische Kultusminister Karl Abraham von Zedlitz folgt der Empfehlung der Professoren und setzt mit der Einführung des Abiturs auf das Leistungsprinzip. Nicht mehr nur die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern entscheiden über die Chance auf ein Studium, sondern die Reifeprüfung. In der Verordnung heißt es: „Es ist daher beschlossen worden, dass künftig alle von öffentlichen Schulen zur Universität abgehenden Jünglinge schon vorher auf der von ihnen besuchten Schule öffentlich geprüft werden (…) und nachher ein detailliertes Zeugnis über ihre bei der Prüfung befundene Reife oder Unreife zur Universität erhalten sollten.“ Gegen die Verordnung regt sich schnell Widerstand. Es dauert bis zur völligen Durchsetzung der Abiturordnung noch bis 1834, weil man das Abitur mitunter durch eine Eingangsprüfung an Universitäten noch umgehen kann. Danach jedoch nicht mehr. Frauen können in Preußen ihr Abitur erst ab dem Jahr 1908 ablegen.