Übergroßer Dreispitz, Ordensstern vom Schwarzen Adler auf blauem Uniformrock, Krückstock und Windhunde sind seine "Markenzeichen". Aus der Reihe der preußischen Könige ist er der berühmteste. Friedrich II., „der Große“, oder wie er im Volksmund mit zunehmendem Alter genannt wurde, der „alte Fritz“, wird am heutigen Tag des Jahres 1712, einem Sonntag, im 2. Stock des Berliner Stadtschlosses als eines von 14 Kindern des späteren preußischen Königspaares Friedrich Wilhelm I. und Sophie Dorothea geboren. Sein Vater, so heißt es, sei außer sich gewesen vor Freude. Nicht verwunderlich, vier der Geschwister Friedrichs starben bereits im Kindesalter, auch seine beiden älteren Brüder in den Jahren 1708 und 1711. Die Taufe des Neugeborenen findet bereits acht Tage nach der Geburt statt - am Nachmittag des 31. Januar 1712. In der Schlosskapelle tauft ihn Bischof Ursinus auf den Namen Friedrich. Der neugeborene Prinz hat eine kleine Krone auf dem Kopf, trägt ein mit Silberstücken und Diamanten besetztes Taufkleid. Seine ersten Lebensjahre verbringt der junge Prinz gemeinsam mit seiner Schwester Wilhelmine in der Obhut der aus Frankreich stammenden Gouvernante Marthe de Roucoulle, die ihn schon frühzeitig mit der französischen Sprache und Kultur vertraut macht. Im Alter von 7 Jahren beginnt Friedrichs von seinem Vater minutiös geplante Ausbildung. König Friedrich Wilhelm I. versucht, den Kronprinzen zu seinem Abbild zu formen, plant den Tagesablauf seines Sohnes auf die Minute genau. Schon als Kind soll Friedrich dem Militärischen nahegebracht werden. Eine freie Entwicklung ist nicht vorgesehen. Der Tag beginnt für den Prinzen täglich um 6 Uhr, ohne sich „nochmals umzuwenden“ muss er „hurtig und sogleich aufstehen“. Dann folgt unverzüglich das Morgengebet, ein Gottesdienst, um 7 Uhr beginnt der tägliche Unterricht. Für das Frühstück stehen Friedrich 7 Minuten zur Verfügung. Der Kronprinz beginnt früh, sich innerlich von seinem Vater zu distanzieren. Von der „Hofkultur“ Friedrich Wilhelms I. mit Tabakkollegium, Jagden und deftigen Speisen hält er wenig, musiziert stattdessen gerne und liest Abenteuerromane, was ihm eigentlich verboten ist.
Am heutigen Tag kommt unter König Friedrich Wilhelm II. von Preußen eine Entwicklung zum Abschluss, die bereits unter Friedrich Wilhelm I. ab 1721 begonnen wurde: Das „Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten“ wird veröffentlicht. Das gewaltige Gesetzeswerk mit 19.000 Paragrafen gilt nach seiner Inkraftsetzung im Juni 1794 als eines der modernsten in Europa. Es soll für jeden Bürger verständlich sein, soll die Gleichheit vor dem Gesetz garantieren und die Unabhängigkeit der Rechtsprechung. Das Zivil-, Familien, Erb- und Lehensrecht wird neu gefasst. Als Grundprinzip fungiert die folgende Aussage - "Die Gesetze und Verordnungen des Staates dürfen die natürliche Freiheit und Rechte der Bürger nicht weiter einschränken, als es der gemeinschaftliche Endzweck erfordert." Das Patrimonialrecht der Grundherren wird allerdings nicht abgeschafft und weiterhin ist der König alleiniger Gesetzgeber. Aber seine Gesetze werden von einer Kommission geprüft und gelten nach der Inkraftsetzung für jeden, auch für den König selbst. Das „Allgemeine Preußische Landrecht“ wird über 100 Jahre verwendet und erst durch das BGB im Jahr 1900 ersetzt.
„Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt“. In seiner letzten, großen außenpolitischen Grundsatzrede am heutigen Tag thematisiert Reichskanzler Otto von Bismarck noch einmal das Selbstverständnis Deutschlands und prägt diesen später immer wieder zitierten Satz. Bismarck steht kurz vor dem Ende der politischen Ära, die er entscheidend prägte. Im März 1890 wird er von Kaiser Wilhelm II. entlassen. Die Rede des heutigen Tages ist aus heutiger Sicht durchaus kontrovers zu sehen. Einerseits bekräftigt Bismarck den Wunsch nach Frieden. Die künftige Aufgabe Deutschlands sei es, diesen zu wahren. Der einleitend zitierte Satz geht nämlich in die folgende Aussage über: „Und diese Gottesfurcht ist es (…), die uns den Frieden lieben und pflegen lässt.“ Andererseits war dieser Friedenswunsch kein aus sich selbst heraus begründetes ethisches und religiöses Prinzip. Es war vielmehr Bismarcks primäres Anliegen, Deutschland nicht in gefährliche Bündniskonstellationen geraten zu lassen und Konflikte so gut wie möglich zu vermeiden, die angesichts der geografischen Lage Deutschlands einen ungewissen Ausgang haben würden: „Wir liegen mitten in Europa. Wir haben mindestens drei Angriffsfronten. Frankreich hat nur seine östliche Grenze, Rußland nur seine westliche Grenze, auf der es angegriffen werden kann“, führt er im Folgenden aus. Und weiter heißt es: „Also es ist nicht die Furcht, die uns friedfertig stimmt, sondern gerade das Bewußtsein unserer Stärke, das Bewußtsein, auch dann, wenn wir in einem minder günstigen Augenblicke angegriffen werden, stark genug zu sein zur Abwehr (…). Ich bin also nicht für irgendwelchen Angriffskrieg, und wenn der Krieg nur durch unseren Angriff entstehen könnte – Feuer muß von irgend jemandem angelegt werden, wir werden es nicht anlegen -“ Bismarcks Ausführungen zeigen demnach, dass ein Friedenswunsch vor allem aus dem Prinzip des Selbsterhalts Deutschlands resultiert und nicht etwa aus Gründen eines europäischen Projekts oder Ausgleichs zwischen den Nationen. Er entspricht mit seiner letzten großen außenpolitischen Rede insofern ganz dem Geist seiner Zeit.
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen verliert im Frieden von Tilsit 1807 nicht nur große Teile seines Landes und muss hohe Kontributionszahlungen leisten, sondern muss auch eine für die Großmacht Preußen zutiefst demütigende Behandlung gegenüber seiner Person über sich ergehen lassen. Am Ufer der Memel wartet Friedrich Wilhelm III., ohne eingeladen zu werden, auf den Ausgang der russisch-französischen Verhandlungen. Als Napoleon ihn am nächsten Tag dann doch empfängt, eröffnet er ihm keine Einblicke in seine Planungen für Preußen, sondern belehrt ihn stattdessen ob seiner vermeintlichen militärischen Fehler. Die zögerliche Haltung Friedrich Wilhelms III. 1813 früh in die antifranzösische Koalition einzusteigen, mag hier ihren Ursprung haben – der preußische König will sich sicher sein, eine solche Behandlung nicht noch einmal über sich und sein Land ergehen lassen zu müssen. Auch die Flucht nach Memel in den nordöstlichsten Teil seines Landes nach der Niederlage von 1806 bei Jena und Auerstedt gegen die französischen Truppen hat er nicht vergessen. Dabei hätte der Verlauf der schwierigen Jahre für Preußen beinahe ganz anders ausgesehen – nach der Schlacht von Preußisch-Eylau, die am heutigen Tag des Jahres 1807 beginnt und an der auch einige preußische Einheiten teilnehmen, wird die französische Armee von russischen Truppen eigentlich zurückgedrängt. Napoleon tut den Rückschlag, bei dem auf beiden Seiten über 30 000 Tote und Verwundete gezählt werden, mit folgenden lapidaren Worten ab: „Une nuit de Paris réparera tout ça“ (Eine Nacht in Paris macht das alles wieder wett). Nach dieser unentschieden endenden Schlacht will Napoleon Preußen eigentlich zu seinem Hauptverbündeten erklären, einen Waffenstillstand schließen und nur geringe Gebietsabtrennungen westlich der Elbe vornehmen. Doch Friedrich Wilhelm III. lehnt, in der Hoffnung auf einen russischen Sieg, ab. In der Schlacht von Friedland wird die russische Armee von Napoleons Truppen dann vernichtend geschlagen. Nun ist dessen Geduld mit Preußen am Ende und alle weiteren Repressalien gegenüber Preußen erklären sich aus dieser Entwicklung. Mit Napoleon kommt in die Außenpolitik Europas, das zeigen diese Zusammenhänge deutlich, ein ganz persönlicher, impulsiver, zwischenmenschlicher Aspekt mit hinein.
Kronprinz Friedrich Wilhelm war in den Wintermonaten 1887/1888 gemeinsam mit seiner Frau, Kronprinzessin Victoria durch Tirol und das nördliche Italien gereist, um die milderen klimatischen Bedingungen zu nutzen. Aus den Zeitungen hatten die preußischen Bürger bereits die traurige Nachricht erfahren, dass der künftige Kaiser wohl unheilbar erkrankt sei. Am heutigen Tag wird Kronprinz Friedrich Wilhelm im italienischen San Remo an der Luftröhre operiert. Es werden ihm Teile eines bösartigen Tumors am Kehlkopf entfernt. Eine völlige Entfernung hätte in der damaligen Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit zum Tod geführt. Die Operation hat den Stimmverlust des Kronprinzen zur Folge, der bereits einen Monat danach von San Remo überstürzt nach Berlin aufbrechen muss, da sein Vater, Kaiser Wilhelm I. verstorben ist. Als Friedrich III. als liberaler Hoffnungsträger den Deutschen Kaiserthron besteigt, ist er von seiner Krankheit bereits schwer gezeichnet. Bereits am 11. März trifft er am Leipziger Bahnhof auf seinen Kanzler Otto von Bismarck. Ein Augenzeuge beschreibt den positiven Eindruck den der Kaiser auf ihn macht. Friedrich Wilhelm sei ein wenig mager, dennoch wären „Mienenspiel, Gesichtsausdruck, Gestikulation (…) lebhaft, so daß man in einiger Entfernung gesehen den Eindruck eines lebhaft Sprechenden hatte“. Aber der Kaiser ist völlig stimmlos und muss seine Gedanken auf einen Papierblock schreiben. Er belässt Bismarck im Amt, verkündet in seiner Proklamation „An mein Volk“ vorsichtig, dass er das Werk seines Vaters fortführen wolle. Liberale Reformen oder sogar eine Änderung der Verfassung kann er nicht mehr durchführen. „Die wenigen Wochen, die dem zuerst in Schloss Charlottenburg residierenden Kaiser zum Regieren blieben, vermochte er nicht mehr in dem von ihm eigentlich gewünschten Sinne zu nutzen; die ihm von Bismarck gezogenen Grenzen blieben unüberschreitbar“ (Hans-Christof Kraus). Nur die Entlassung des als reaktionär geltenden preußischen Innenministers Robert von Puttkamer kann als richtungsweisende Maßnahme Friedrichs III. gesehen werden. Ab Anfang Mai wird der Kaiser künstlich ernährt, magert stark ab, zieht am 1. Juni ins Potsdamer Neue Palais um, den Ort seiner Geburt, wo er am Vormittag des 15. Juni des Jahres 1888 verstirbt. Kaiserin Viktoria nennt sich zum Gedenken an ihren Mann nach seinem Tod „Kaiserin Friedrich“.Siehe auch: Bismarck Spielfilm Die Entlassung (1942).
Als 37. Hochmeister des Deutschen Ordens, 1190 in Akkon vor Jerusalem gegründet, wird am heutigen Tag des Jahres 1511 der 20jährige Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach aus der fränkischen Linie des Hauses Hohenzollern gewählt. Er wird auch der letzte Hochmeister des Ordens sein. Eigentlich soll Albrecht für eine Revision des Friedensvertrages von Thorn (1466) sorgen und das dauerhaft angespannte Verhältnis des Ordens zum Königreich Polen entspannen. Stattdessen zielen seine inneren Reformen auf die Entwicklung eines modernen weltlichen Territorialstaates ab. Der Deutsche Orden, seit der Schlacht von Tannenberg 1410 nie mehr zu alter Stärke zurückgekehrt, wird von Albrecht in ein weltliches Herzogtum umgewandelt. Er bricht damit eine 300jährige Tradition, schafft aber die Grundlage für die spätere Gründung des Königreiches Preußen. Beweggründe für die Umwandlung zum weltlichen Herzogtum sind die schwierige territoriale Lage und die Abhängigkeit von Polen, gegen das Albrecht schließlich keine Unterstützer im Heiligen Römischen Reich finden kann. Sogar der Papst mahnt ihn zum Lehenseid gegenüber dem polnischen König. Den leistet Albrecht auch, aber erst nachdem er Preußen auf die Seite der Reformation geführt hat und das Herzogtum als vererbbares Lehen bekommt. Zu diesem Schritt rät ihm auch Martin Luther. Das Ende des Ordensstaates in Preußen ist damit 1525 endgültig besiegelt.
Theodor Fontane war er in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein ganzes Kapitel wert. Noch größeren Wert besaß er jedoch für den Großen Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, dem er in der Schlacht bei Fehrbellin einen unverhofften Sieg gegen die Schweden zu erringen half. Die Rede ist vom „Alten Derfflinger“, dem Preußischen Generalfeldmarschall und Reiterführer. Vor allem beim Auftakt der Schlacht von Fehrbellin bei Rathenow bewährte sich Derfflingers taktisches Geschick. Er begann mit seiner Truppe das erste Gefecht und eroberte die von den Schweden besetzte Stadt Rathenow zurück. Nachts um 2 Uhr ließ er einige Dragoner auf das Haveltor von Rathenow vorrücken, gab sich als schwedischer Leutnant auf der Flucht aus und erreichte wohl das Hochziehen des Torgitters. Die schwedische Besatzung wurde besiegt und obwohl das nur ein Teilerfolg war, war der schwedische Nimbus der Unbesiegbarkeit dahin. Auf dem schwedischen Rückzug nach Norden entbrennt in den folgenden Tagen die für Brandenburg siegreiche Schlacht bei Fehrbellin. Eigentlich konnte Georg von Derfflinger, als Sohn armer protestantischer Eltern in Oberösterreich geboren, nicht mit einer solchen militärischen Laufbahn rechnen, schon deshalb nicht, weil er keine Schulbildung genossen hatte. Für das preußische Heer, in das ihn der Große Kurfürst nach dem Dreißigjährigen Krieg berufen hatte, war er jedoch von unschätzbarem Wert, leistete einen entscheidenden Teil zum Aufbau von Kavallerie und Artillerie. Er stirbt am heutigen Tag des Jahres 1695 im Alter von 80 Jahren.
Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein, / Hör’s näher und näher brausen; / Es zieht sich herunter in düsteren Reih’n / Und gellende Hörner, sie schmettern drein, / Und erfüllen die Seele mit Graußen. / Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: / Es ist Lützows wilde verwegene Jagd. Der Beginn des sechsstrophigen Gedichts „Lützows Wilde Jagd“ von Theodor Körner verweist auf die selbstgestellte Aufgabe der sogenannten „Lützower Jäger“ einem Freikorps, das 1813/14 in den Kampf gegen Napoleon zog. Wie die sagenhafte „Wilde Jagd“ sollen die Soldaten im Überraschungsangriff den feindlichen französischen Truppen das Fürchten lehren. Das Korps wird zwar mit offizieller Billigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. am heutigen Tag des Jahres 1813 als „Königlich preußisches Freikorps“ gegründet, startet aber dementsprechend eine Art Guerillakampf gegen französische Einheiten. Initiator ist der preußische Major Adolf Ludwig von Lützow, der die „Schwarze Schar“ mit Billigung Scharnhorsts und Hardenbergs bald nach der Gründung zu einer Stärke von 1000 Mann aufbaut. Später erreichen die „Schwarzen Jäger“ eine Stärke von 3500 Freiwilligen. Ihre militärische Wirkung ist nur begrenzt und bei Kitzen erleidet die Truppe gegen zahlenmäßig überlegene französische und württembergische Kavallerie eine vernichtenden Niederlage. Aber dafür ist die Symbolkraft der „Lützower“ hoch, was an zwei Umständen liegt: Zum einen setzt sich die Freiwilligentruppe aus vielen Männern (und sogar zwei verkleideten Frauen) aus unterschiedlichsten deutschen Staaten zusammen und verkörpert dadurch den gemeinsamen nationalen Kampf gegen Napoleon. Zum anderen sind mit den Dichtern Theodor Körner und Joseph Eichendorff, mit den Turnern Friedrich Friesen und Friedrich Ludwig Jahn bekannte und populäre Figuren Mitglied. Die Uniformen der Lützower sind grundsätzlich schwarz eingefärbt. Dazu kamen rote Vorstöße und goldfarbene Messingknöpfe – die späteren deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold haben hier ihren Ursprung!
„Periculum in mora. Dépêchez-vous!“ (Gefahr im Verzug. Beeilen Sie sich!“) Das Telegramm mit diesen Worten veranlasste Otto von Bismarck dazu, sich unverzüglich von seinem Pariser Botschafterposten zurück nach Berlin zu begeben, wo er kurze Zeit darauf von König Wilhelm I. zum preußischen Ministerpräsidenten erhoben wurde und den schwelenden Konflikt um die Heeresreform mit Kompromisslosigkeit und Verweis auf die „Lückentheorie“ beizulegen wusste. An Bismarcks Seite stand in diesen schwierigen Verhandlungen stets Albrecht von Roon, der damalige Kriegsminister. Von ihm stammt auch das einleitend zitierte Telegramm. Das bewegte Leben Albrecht von Roons endet am heutigen Tag des Jahre 1879 im Berliner Hotel de Rome. Er wird auf Schloss Krobnitz beigesetzt. Dieses neoklassizistische Schloss ist zwischen Görlitz und Bautzen gelegen. Von Roon hatte es erst wenige Jahre zuvor gekauft und dann als Alterssitz genutzt. Von Roon hatte aber nicht nur prägenden Einfluss auf die preußische Entwicklung während der Verfassungskrise der frühen 1860er Jahre, er hatte auch entscheidenden Anteil an den sogenannten Einigungskriegen, war seit 1859 Kriegsminister, später Marineminister, ab 1869 Bevollmächtigter im Bundesrat und stellvertretender Bundeskanzler. Nach der Schlacht bei Königgrätz erhielt Roon den Schwarzen Adlerorden – nach dem deutsch-französischen Krieg, in dem er verantwortlich für die Aufstellung eines Bundesheeres von 118 000 Mann war und stets im Hauptquartier mitwirkte, wurde er in den Grafenstand erhoben. Allerdings verlor er in der Schlacht bei Sedan auch seinen zweiten Sohn. 1873 ernannte ihn Kaiser Wilhelm I. zum Generalfeldmarschall und kurzzeitig zum preußischen Ministerpräsidenten. Gesundheitliche Probleme veranlassten ihn aber zum Abschied aus der Politik und dem aktiven militärischen Dienst noch im selben Jahr. Zwei Tage von seinem Tod besuchte ihn Kaiser Wilhelm I. noch einmal an seinem Krankenbett. Albrecht von Roon, der 1803 in Pleushagen in Pommern geboren wurde, war bereits 1821 zum Offizier geworden und hatte bedeutende militär-topographische Werke geschrieben. Den damaligen Kronprinzen Wilhelm lernte er beim badischen Feldzug 1848 kennen. Unter den preußischen Militärangehörigen des 19. Jahrhunderts gehört er zu den einflussreichsten. Die Geschichte seines Lebens kann noch heute im sächsischen Schloss Krobnitz nachvollzogen werden, das einen Reisestopp wert ist!Siehe auch: Bismarck Spielfilm (1940).
De facto hört der preußische Staat durch die Einteilung in Besatzungszonen nach der deutschen Kapitulation in der „Stunde Null“ auf zu bestehen. De jure existiert er formal weiter bis zum heutigen Tag des Jahres 1947. Im Kontrollratsgesetz Nr. 46 stellt der Alliierte Kontrollrat fest: „Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz: „Artikel 1 - Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst. Alliierter Kontrollrat am 25. Februar 1947“ Der erste Satz der Präambel zeigt, dass die westlichen Staaten unter den Alliierten im „Nationalsozialismus nichts weiter als die jüngste Manifestation des Preußentums“ sahen, so drückt es Christopher Clark in seinem 2006 erschienen Werk „Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947“ aus. Entsprechend hätten sie sich in den Nachkriegsjahren bemüht, „Preußen als Gedankenkonstrukt aus der Vorstellungwelt der Deutschen zu verbannen“. Die sowjetische Seite, so Clark weiter, wäre sich hingegen des Spannungsverhältnisses zwischen preußischer Tradition und nationalsozialistischem Regime aufgrund der langen preußisch-russischen Geschichte durchaus bewusst gewesen. Nicht zuletzt stammten auch etwa „zwei Drittel der Widerstandkämpfer des 20. Juli 1944 aus dem preußischen Milieu“. Des Weiteren stellt Clark fest: „Der Mythos vom ‚Preußentum‘ war [im Nationalsozialismus] derart verblasst, war so abstrakt geworden, dass er leicht instrumentalisiert werden konnte“. Und wie sahen es die Deutschen selbst? Auch hierauf gibt Clark eine Antwort und konstatiert, dass es nach der Auflösung 1947 kaum mehr Anzeichen einer gemeinsamen preußischen Identität gegeben habe. Er führt dies auf die Tatsache zurück, dass Preußen stets auch ein Verbund von Regionen gewesen sei und für viele Deutsche in West und Ost der Fokus auf der Geschichte ihrer Region lag und liegt. Dementsprechend beendet er sein Werk mit der bedeutsamen Feststellung „am Ende war nur noch Brandenburg.“
Wer heute die Schatzkammer der Burg Hohenzollern bei Hechingen besucht, wird unter all den Exponaten aus der hohenzollerischen Geschichte ganz bestimmt einen Blick auf die Preußische Königskrone werfen, die sich im Tresor, gleich nach dem Eintreten links, befindet. Auf die Frage, was die Krone denn nun wert sei, wissen die Schlossführerinnen und Schlossführer immer dieselbe Antwort – „unschätzbar!“ Nach dem Wunsch Kaiser Wilhelms II. ordnet das preußische Kabinett am heutigen Tag des Jahres 1889 die Fertigung der Krone an. Ausgeführt wird sie nach Entwürfen des Heraldikers Emil Doepler d. J. vom Berliner Juwelier Humbert & Sohn. Doepler orientiert sich bei seinem Entwurf an der Krone Friedrichs I. in Preußen von 1701, von der nur noch die Karkasse existierte. Die neue Krone erhält einen Durchmesser von 21 Zentimeter, ist mit Diamanten und Brillanten sowie Birnenperlen geschmückt. Auf der Spitze befindet sich ein großer blauer Saphir. 1953 war die Krone beinahe Opfer eines Einbruchs in der Schatzkammer der Burg Hohenzollern geworden.
Französisch ist seit jeher die Sprache der Diplomatie. Man sagt dem Französischen zurecht nach, dass es die Sprache der Nuancen und Zwischentöne sei und deshalb hierfür in besonderem Maße geeignet. Und so müssen auch die zukünftigen Diplomaten, die heute ihre Ausbildung beim Auswärtigen Amt antreten, in Französisch „arbeitsfähig“ sein. Von den unzähligen Verträgen der europäischen Geschichte, die auf Französisch formuliert wurden, fällt der Kontrakt des heutigen Tages besonders ins Auge. Er ist auch auf Französisch formuliert, richtet sich aber explizit gegen Frankreich. Im Vertrag von Kalisch, geschlossen zwischen Russland und Preußen, findet ein Seitenwechsel statt. Preußen, bisher mit Napoleon zwangsverbündet gegen Russland, schließt nach dem Wunsch König Friedrich Wilhelms III. einen umfassenden Friedens-, Freundschafts- und Bündnisvertrag mit Russland. Nachdem bereits in der „Konvention von Tauroggen“ diese Entscheidung angebahnt wurde; auch die Stimmung in der Bevölkerung sich in diese Richtung gewendet hatte und schließlich Napoleon sich durch den gescheiterten Russlandfeldzug in der Defensive befand, entscheidet sich der preußische König für diesen gewagten Schritt. Er weiß, dass ein Erfolg des Bündnisses für Preußen eine Existenzfrage sein würde. Maßgeblich mitbestimmt hat den Vertrag der in russischen Diensten stehende Freiherr vom Stein. Russland verpflichtet sich, Preußen die Wiederherstellung seines Staatsgebietes von vor 1806 zu garantieren und 150 000 Soldaten gegen Frankreich aufzustellen. Preußen soll 80 000 Soldaten in den Krieg schicken, den König Friedrich Wilhelm III. von Preußen Frankreich zwei Wochen später erklärt. Die Entscheidung über den Erfolg der neuen Allianz wird aber erst die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 bringen.
Bei der Lektüre historischer Kriminalfälle oder auch literarischer Werke wie E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“, in dem ein Mörder die Dunkelheit der Nacht in Paris für seine unerbittlichen Raubmorde nutzt, fragt man sich zwangsläufig, welcher Art die Beleuchtung großer Städte in früherer Zeit gewesen ist. Die Gassen von Paris wurden jedenfalls seit 1667 beleuchtet, aber wohl eher spärlich. Auch die Gasbeleuchtung im preußischen Berlin war jedenfalls alles andere als erhellend – zumindest bis zu diesem Tag des Jahres 1879. Der berühmte Ingenieur Werner Siemens installiert an seinem Haus in der Berliner Straße 63 eine von ihm selbst entwickelte „Kohlebogenlampe“. Schon bald reagiert die Stadt Berlin auf diese Erfindung und lässt im Zentrum, an er Kreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße, die Gasbeleuchtung durch Kohlebogenlampen ersetzen. Preußen wird damit zum Vorreiter: Weltweit ist es der erste Straßenzug, der auf diese Weise durch das Unternehmen Siemens & Halske elektrisch beleuchtet wird. Der neu errichtete „Münchner Centralbahnhof“ erhält noch im gleichen Jahr eine solche Beleuchtungsanlage und ist der erste elektrisch beleuchtete Bahnhof in Deutschland. Die Berliner Bevölkerung reagiert begeistert auf die 36 Bogenlampen, die den Potsdamer Platz ab 1882 hell erleuchten. Die Entwicklung stand selbstverständlich nicht still – bald folgte die „Intensivflammenbogenlampe“.
Kaiser Wilhelm I. genießt gegen Ende seines Lebens eine große Popularität. Er gilt als moralisch integer, wird als nationaler Einiger und als Integrationsfigur wahrgenommen. Sein Tod am heutigen Tag des Jahres 1888 und die große Anteilnahme und allgemeine Trauer zeigen dies deutlich. „Selbst Revolutionäre von 1848, die Wilhelm mit grausamer Härte verfolgte, zeigen sich tief bewegt“, mit ihm „haben sich die Massen identifizieren können“ (Jürgen Angelow). Dies liegt natürlich auch an seiner Nahbarkeit. Täglich um 12 Uhr, nachdem er Berichte verschiedenster Politiker und Minister angehörte hatte, zeigt sich der Kaiser zum Wachaufzug am Fenster des Schlosses. Der Baedeker führt das damals sogar als „Sehenswürdigkeit“ Berlins. Der Kaiser fährt auch trotz der auf ihn verübten Attentate bis ins hohe Alter täglich aus - in einem offenen Landauer. Wilhelm I. strahlt durch eine taktvolle, ruhige, mitunter sentimentale und leutselige Art eine klare Authentizität aus. In den letzten Jahren häufen sich aber die Schwächephasen des Kaisers, der sonst immer ein hohes Pensum an Terminen absolvierte. Er hat längere Krankheitsphasen, leidet zunehmend unter Gehörverlust. Sein 90. Geburtstag wird 1887 noch einmal groß gefeiert. Im folgenden Winter erleidet der Kaiser jedoch eine starke Unterkühlung. Er zeigt sich bei Wind und Wetter auf der Kommandobrücke eines Schiffes, anlässlich der Grundsteinlegung zum Bau des Nord-Ost-See-Kanals, den Matrosen seiner Flotte. Er erholt sich nicht mehr ganz davon und ist ab März 1888 nach einem Rückfall ans Bett gefesselt. Schnell wird der bereits todkranke Kronprinz aus San Remo zurückbeordert. Kurz nach der Ankunft Friedrich Wilhelms in Berlin stirbt der Kaiser einige Tage vor seinem 91. Geburtstag. Schnell wird er zum Mythos. Vor allem natürlich, weil sich unter ihm die Erfüllung des nationalen Traumes 1871 verwirklicht hatte, auch wenn er persönlich gerne lieber preußischer König geblieben wäre.Siehe auch: Bismarck Spielfilm Die Entlassung (1942).
Am 10. März 1776 erblickt Luise von Mecklenburg-Strelitz im Palais an der Leinestraße in Hannover das Licht der Welt. Sie ist die Tochter von Herzog Karl zu Mecklenburg[-Strelitz] und Friederike, geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt. Luises Mutter verstarb früh im Alter von 29 Jahren im Kindbett, zwei Tage nach einer Geburt. Ihr weiterer Weg führt Luise deshalb schon früh, im Alter von sechs Jahren, nach Darmstadt, wo sie zusammen mit ihren Schwestern Therese und Friederike ihrer Großmutter zur Erziehung anvertraut wird. „Prinzessin George“, wie ihre Großmutter in Anlehnung an ihren verstorbenen Gatten, den Landgrafen von Hessen-Darmstadt genannt wird, ist eine intelligente und resolute alte Dame, die den Prinzessinnen im Alten Palais der Residenzstadt Darmstadt eine unbeschwerte Kindheit ermöglicht. Ihre offene Art beeindruckt später den preußischen König derart, dass er seinem Sohn Friedrich Wilhelm aufträgt, Luise oder ihre Schwester Friederike zur Frau zu wählen. Friedrich Wilhelm III. heiratet Luise. Keine andere preußische Königin wird später so verehrt wie sie. Königin Luise ist eine Art Kultfigur des beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie beeindruckt durch ihr Wesen und bewegt die Menschen durch ihren frühen Tod. Dabei ist sie durchaus auch eine Persönlichkeit, die das Dilemma der Rolle der Frau in dieser Zeit verkörpert: Die in den Salons durch Bildung begründete Gleichberechtigung der Frau ließ die Frauen in der Frühromantik eigentlich aus dem Dienst des Mannes heraustreten und auch die Aufopferung für die Kinder stand bei der geistig-poetischen Elite mitunter nicht mehr im Vordergrund. Parallel dazu existierte aber das bisherige traditionelle Frauenbild. Luise, so war sich etwa Novalis sicher, „hat zwar keinen politischen, aber einen häuslichen Wirkungskreis im großen. Vorzüglich kommt ihr die Erziehung ihres Geschlechts, die Aufsicht über die Kinder des ersten Alters, über die Sitten im Hause zu“. Der Hof soll „großes Muster einer Haushaltung“ sein und Ehe und Familie die Keimzelle des Staates. Luise nimmt diese Rolle an, nur an wenigen Punkten gelingt ihr ein politisches Wirken. Nach ihrem frühen Tod 1810 wird sie wegen ihres Vorbildcharakters dann auch schnell zur Legende. Ihr Ehemann, Friedrich Wilhelm III., stiftet an ihrem Geburtstag, drei Jahre nach ihrem Tod, im Jahr 1813 in Breslau, vor dem Beginn der Befreiungskriege gegen Napoleon, das „Eiserne Kreuz“. Die erste militärische Auszeichnung Preußens, die auch an „normale“ Soldaten ohne Blick auf Stand, Herkunft, Dienstgrad und militärischen Rang verliehen wird und nährt damit Luises Mythos in der Bevölkerung.
Die Beisetzung Kaiser Wilhelms I. am heutigen Tag des Jahres 1888 entwickelt sich zu einer Massenveranstaltung. 200 000 Menschen und Vertreter vieler Länder sind trotz klirrender Kälte gekommen, um dem Kaiser das letzte Geleit zu geben. Vier Tage lang war der Kaiser in preußischer Uniform und mit den preußischen Kroninsignien im Berliner Dom aufgebahrt gewesen. Am Tag der Beisetzung schließen alle staatlichen und städtischen Behörden, viele Unternehmen, Banken und Geschäfte. Bei der Überführung des Sarges vom Berliner Dom, in dem die Trauerfeier stattgefunden hat, über die Straße Unter den Linden durch das mit brennenden Feuerschalen und Trauerflor versehene Brandenburger Tor und schließlich ins Charlottenburger Mausoleum sind allerdings nicht alle Wegbegleiter und Familienmitglieder des Kaisers anwesend. Kaiserin Augusta, an den Rollstuhl gefesselt, kann ebenso wenig teilnehmen wie Otto von Bismarck und Helmuth Moltke, die sich der Kälte aufgrund ihres angegriffenen Gesundheitszustandes nicht aussetzen können. Auch der Sohn und Nachfolger Kaiser Wilhelms I., Friedrich III., durch seine Kehlkopfkrebserkrankung bereits nicht mehr in der Lage zu sprechen, verfolgt das Geschehen notgedrungen vom Fenster des Charlottenburger Schlosses. So folgt dem Sarg der Enkel Kaiser Wilhelms I., der spätere Kaiser Wilhelm II., auf dem die Hoffnungen seines verstorbenen Großvaters ruhen.Siehe auch: Spielfilm Die Entlassung (1942).
„…weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag“: In seiner Proklamation „An mein Volk“ fordert der preußische König Friedrich Wilhelm III. seine Untertanen am 17. März 1813 in Breslau zum Kampf gegen Napoleon auf. „Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn.“ In König Friedrich Wilhelms III. Worten spiegelt sich die in den Jahren der napoleonischen Besatzung gewachsene nationale Begeisterung wider. Auch wenn sich das zunächst eher auf eine vergleichsweise geringe Zahl an Dichter und Denkern bezog. Die breite Zahl der Bürger fühlte sich noch nicht als Deutsche, sondern primär als Sachsen, Württemberger, Bayern oder eben Preußen. Friedrich Wilhelm III. ist sicherlich bewusst, mit welchem patriotischen nationalen Feuer er spielt, wenn er an gemeinsame deutsche Gefühle appelliert. Aber ihm blieb keine Wahl, einen nochmaligen Bruch des Bündnisses würde Napoleon nicht dulden und Preußens staatliche Existenz mit Sicherheit zu beenden versuchen. Der König muss demnach alles auf eine Karte setzen, auf die nationale Karte, und er wählt mit seinem von Theodor Gottlieb Hippel verfassten Aufruf „An mein Volk“ und dem von ihm selbst geschriebenen Aufruf „An mein Kriegsheer“ zum ersten Mal in der Geschichte Preußens das Mittel des direkten Appells eines preußischen Königs an seine Bevölkerung überhaupt. Er erinnert an die Besatzungszeit – „das Mark des Landes ward ausgesogen“ und stellt zum Schluss die „Wiederkehr einer glücklichen Zeit“ in Aussicht. Vom 16.- 19. Oktober desselben Jahres wird es dann zur dreitägigen Entscheidungsschlacht bei Leipzig kommen, die den verbündeten Staaten Preußen, Russland, Großbritannien und Österreich dann tatsächlich den Sieg beschert.Siehe auch: Kolberg - (LAST Third Reich Propaganda movie) - (In German) - FULL Movie (Released January 30,1945).
Im englischen Magazin Punch erscheint wenige Tage nach dem heutigen Ereignis die berühmt gewordene Karikatur von Sir John Tenniel „Dropping the Pilot“, im Deutschen üblicherweise mit „Der Lotse geht von Bord“ übersetzt. Zwei Tage nach Otto von Bismarcks meisterhaft formuliertem Rücktrittsgesuch wird am heutigen Tag des Jahres 1890 selbiges von Kaiser Wilhelm II. bestätigt und angenommen. Es ist das Ende einer Ära, die über drei Jahrzehnte gedauert hatte. „Sechs Monate will ich den Alten verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst“ hatte Wilhelm II. schon früh verlautbaren lassen und wollte nicht im Schatten des 73jährigen Reichskanzlers stehen, der wie ein „Riese aus grauer Vorzeit“ (Michael Stürmer) auf ihn wirkte. In Bismarcks Augen wiederum war der Kaiser zu wenig vorbereitet, er sei ein „Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich“. Bismarck hatte als Reichskanzler stets seine eigene Politik durchgesetzt, hatte sich gegen ein schwaches Parlament behauptet und sich im Einverständnis mit Kaiser Wilhelm I. fühlen können. Am Ende aber muss er begreifen, dass trotz aller Verdienste um den preußischen Staat und bei der Gründung des Nationalstaates, trotz allem außenpolitischen Weitblick und innenpolitischer Souveränität, trotz aller Erfahrung, der 31jährige Wilhelm II. ihn nur noch als ein Überbleibsel aus alten Tagen begreift und fest entschlossen ist, selbst zu regieren und aus Bismarcks Schatten zu treten. Es handelt sich aber nicht nur um einen Generationenkonflikt und eine Frage von Macht und Prestige, sondern vor allem um eine politische Frage: Bismarck warnte eindringlich vor einem unkontrollierbaren Konflikt mit Russland, wollte die Massenstreiks im Bergbau rigoros niederringen und vor allem das Sozialistengesetz radikal verschärfen. Damit stand er im Gegensatz zur versöhnlichen Haltung des Kaisers gegenüber der Arbeiterschaft. Das persönliche Verhältnis zwischen Kaiser und Kanzler verschlechterte sich ständig, auch weil der Kaiser und seine Umgebung befürchteten, Bismarck wolle eine Kanzlerdiktatur installieren oder den Kaiser zumindest kontrollieren und bevormunden. Zum Eklat kam es, weil Bismarck den Vorsitzenden der Zentrumspartei, Ludwig Windthorst empfangen hatte, was der Kaiser missbilligte und vor allem, weil Bismarck eine alte Kabinettsorder von 1852 hervorgeholt hatte, die den Ministern den Vortrag beim Monarchen nur nach Rücksprache mit dem Ministerpräsidenten gestattete. Bismarck, gekränkt von der immanenten Beschuldigung, verweigert die Rücknahme der Bestimmung. Später wird Wilhelm II. erzählen, Bismarck sei ihm gegenüber so wütend geworden, dass er befürchtete, der Kanzler werde ihm "das Tintenfaß an den Kopf werfen". Er unterzeichnet Bismarcks Entlassungsgesuch. Neuer Reichskanzler wird Leo von Caprivi. Die deutsche Öffentlichkeit nimmt das Ende der Ära Bismarck gleichgültig bis erleichtert auf. Erst in den folgenden Jahren wird der „Eiserne Kanzler“ mehr und mehr zum Mythos und zur Symbolfigur.
Am Nachmittag des heutigen 21. Märzes versammeln sich im Weißen Saal des Berliner Schlosses die neu gewählten Abgeordneten des ersten deutschen Reichstages. Als Kaiser Wilhelm I. den Saal betritt, werden Hochrufe und Beifall laut und der Kaiser, der umringt von Generälen, Hofkämmerern und den deutschen Fürsten ist, setzt sich auf den Thron. Die Reichsinsignien werden auf Podesten neben dem Thron abgelegt, hinter dem Thron werden Reichsfahne und Reichsschwert von den Generälen von Wrangel und von Moltke gehalten. Reichskanzler Otto von Bismarck überreicht dem Kaiser die Thronrede. Die Rede, die der Kaiser, wie das Protokoll vermerkt, ohne Krone verliest, endet mit den Worten „Das walte Gott“. Daraufhin tritt Otto von Bismarck vor und verkündet: „Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers erkläre ich im Namen der verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet“. Eigentlich bestand das Deutsche Reich rein rechtlich bereits seit dem 1.1.1871 und insbesondere die Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles, am 18.1.1871, galt den Zeitgenossen als Geburtsstunde Deutschlands, aber in Bezug auf die Inkraftsetzung der Verfassung ist der heutige Tag der entscheidende Abschlusspunkt für den Reichseinigungsprozess. Die Parlamente der deutschen Staaten hatten in diesem Einigungsprozess eine wichtige und oft entscheidende Rolle gespielt und für eine beinahe reibungslose Übergangszeit gesorgt. In den „Novemberverträgen“ von 1870 waren die Beitrittsmodalitäten ausgehandelt worden und der Norddeutsche Reichstag hatte am 9./10. Dezember 1870 der Verfassung zugestimmt. Die parlamentarische Tradition der Paulskirche von 1848 wird hier deutlich, die Abgeordneten hatten selbstbewusst auch eine Deputation nach Versailles entsandt, um dem preußischen König die Kaiserkrone anzutragen. Auch wenn die Rechte des Reichstages im neuen Deutschen Reich eingeschränkt waren, entwickelte er sich doch mehr und mehr zum Zentrum des politischen Diskurses und öffentlichen Interesses. Otto von Bismarck wird zum ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt und wegen seiner Verdienste ebenfalls am heutigen Tag in den Fürstenstand erhoben. Als erster Reichstagspräsident wird Eduard von Simson von den 382 Abgeordneten gewählt. Auch in dieser Personalie erkennt man den Bezug zum Paulskirchenparlament von 1848/49, denn Simson war ab Dezember 1848 dessen Präsident gewesen und auch Teil der Kaiserdeputation, die dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone angetragen hatte.,- Rollator-Putsch: 72-jähriger Angeklagter verstorben.
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Im Berliner Kronprinzenpalais wird der zweite Sohn des Kronprinzenpaares Friedrich Wilhelm und Luise von Preußen geboren. Der Name des Neugeborenen lautet Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen. Einige Monate später wird sein Vater Friedrich Wilhelm III. den preußischen Thron besteigen. Für seine 21jährige Mutter Luise ist es bereits das zweite von insgesamt zehn Kindern, die sie zur Welt bringen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass der zweitgeborene Prinz eines Tages als Deutscher Kaiser Wilhelm I. über 17 Jahre die Geschicke Deutschlands prägen und begleiten wird, dürfte damals als nicht sehr hoch eingeschätzt worden sein. Dennoch kommt seine spätere Inthronisierung zum Deutschen Kaiser spät in seinem fast 91jährigen Leben. Vergleicht man die Zeit seiner Geburt mit der seines Todes kann man erahnen, welche Veränderungen sich in diesem Menschenleben angesichts einer sich immer schneller entwickelnden Industrialisierung und Technisierung abgespielt haben muss. Wilhelm befand sich oft „im Strudel der immer schneller sich bewegenden Ereignisse“ (Jürgen Angelow) und nicht immer war er in der Lage, sie auch nach seinem Willen zu gestalten. Seine zunächst unbeschwerte Kindheit verbringt Wilhelm abwechselnd in den Schlössern von Charlottenburg, Berlin, Potsdam sowie dem Landsitz Paretz. Doch mit der preußischen Niederlage gegen Frankreich 1806 und der darauffolgenden überstürzten Flucht der Königsfamilie nach Memel und vor allem mit dem frühen Tod seiner Mutter, Königin Luise, 1810, endet seine Kindheit jäh. Seine vielseitige Ausbildung erfolgt durch Johann Friedrich Delbrück. Vor allem alles Militärische interessiert den jungen Prinzen. An seinem 10. Geburtstag wird er zum Fähnrich ernannt und natürlich spielt der Befreiungskrieg gegen Napoleon eine große Rolle in der Entwicklung des Charakters des heranwachsenden Prinzen und begründen seine lebenslange Abneigung gegen Frankreich. Mit seinem Vater zieht er 1814 in Paris ein und erhält, nachdem er bei Bar-sur-Aube zum ersten Mal eine Kampfhandlung erlebt hatte, von seinem Vater, am Geburtstag seiner verstorbenen Mutter, das Eiserne Kreuz verliehen, was ihn sehr beeindruckt. Erst im Jahr 1861 wird Wilhelm I. selbst den preußischen Thron besteigen.
Auf der obersten Terrasse, rechter Hand des Schlosses Sanssouci, befindet sich das Grab König Friedrichs des Großen. Erstaunt stellen manche Besucher fest, dass auf die Grabplatte mitunter Kartoffeln gelegt werden. Dies ist nicht verwunderlich, zumal Friedrich der Große die aus Südamerika stammende Kartoffel in Preußen zwar nicht eingeführt, aber ihre Verbreitung und Verwendung als Grundnahrungsmittel entscheidend vorangebracht hat. 15 sogenannte „Kartoffelbefehle“ des Königs sind bekannt. Unter anderem der Befehl für Schlesien vom heutigen Tag des Jahres 1756 mit dem Titel „Circulare an sämtliche Landräte und Beamte wegen Anbauung der Tartoffeln“. Darin heißt es: „Es ist von uns in höchster Person in unseren anderen Provinzen die Anpflanzung der sog. Tartoffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen. Da Wir nun bemerkt, daß man sich in Schlesien mit Anziehung dieses Gewächses nicht sonderlich abgibt; als [darum] habt ihr denen Herrschaften und Untertanen den Nutzen von Anpflanzungen dieses Erd-Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzuraten, daß sie noch dieses Frühjahr die Pflanzung der Tartoffeln, als einer sehr nahrhaften Speise, unternehmen müssen, besonders dadurch die armen Bauern und Untertanen in den Stand gesetzt werden, manchen Scheffel Korn mehr zu verkaufen, welchen sie sonst zum Brote anwenden müssen (…).“ Damit ist im Grunde alles gesagt: Die Kartoffel lässt sich überall leicht anbauen, selbst auf kleinsten Flächen. Sie ist nahrhaft, bringt höhere Erträge, kann Hungersnöten vorbeugen. Bald wurden die Karfoffelbefehle mit langen „Best-Practice-Anleitungen“ versehen und sogar Pastoren als „Knollenprediger“ beauftragt, die in ihren Predigten die Vorzüge der Kartoffel einzubauen hatten. Nach und nach wurde der im 17. Jahrhundert noch vielerorts in Deutschland verbotene Anbau der Knollenfrucht dadurch zur Normalität. Auch die frühen Annahmen, die Kartoffel sei giftig oder würde Krankheiten auslösen, sind selbstverständlich verschwunden und die Feldfrucht wurde sogar im Königlichen Lustgarten von Berlin angebaut. Inwieweit der König selbst Kartoffeln verzehrte, ist nicht abschließend geklärt, möglicherweise bekam er 1743 während eines Besuchs bei seiner Schwester Wilhelmine in Bayern zum ersten Mal Kartoffeln vorgesetzt und erkannte ihr Potential. Wahrscheinlich eher eine Legende sind die häufig zu findenden Berichte, der König habe Kartoffelfelder von Soldaten bewachen lassen, die neugierigen Bauern Auskunft gegeben hätten, es handle sich um einen Anbau für die Königliche Tafel und des nachts geflissentlich übersehen sollten, wenn Kartoffeln von diesen Feldern gestohlen würden. Was wir aber auf jeden Fall wissen – und das darf König Friedrich der Große zumindest teilweise als Erfolg verbuchen: Deutschland ist heute der größte Kartoffelproduzent der EU!
Die Frankfurter Paulskirchenversammlung hatte seit dem Mai 1848 ein Fülle grundlegender Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Das erste frei gewählte Parlament Deutschlands musste nicht nur das künftige Wahlrecht festlegen, eine Verfassung entwerfen und den Grundrechtekatalog auf den Weg bringen – nein, auch territoriale Fragen stellten sich: Wie war die Schleswig-Holstein-Frage mit Dänemark zu lösen und vor allem, sollte der zu gründende Nationalstaat mit oder ohne Österreich-Ungarn auf den Weg gebracht werden? Wollte man die „großdeutsche Lösung“, würden viele Bevölkerungsgruppen in den deutschen Staat aufgenommen werden, die eigentlich auf ihr eigenes Recht auf Gründung eines Nationalstaates pochten. Schließlich entschieden sich die Abgeordneten des Parlaments in der Paulskirche für die „kleindeutsche Lösung“ ohne Österreich-Ungarn. Damit war von den beiden größten Mächten nur noch Preußen Teil des geplanten Staates. In der Verfassungsdebatte war die Stellung Preußens im künftigen Staatenverbund zu klären, wie auch der Grad der demokratischen Ausprägung der Verfassung, die Frage nach Wahlkaisertum oder erblichem Kaisertum, der Umfang der Befugnisse der Zentralgewalt und schließlich, wie das Verhältnis von Parlament und Krone austariert werden sollte. Über diese Fragen bestand alles andere als Einigkeit im Parlament. Schließlich erreichen die Abgeordneten das beinahe Unmögliche und verabschieden am heutigen Tag die Verfassung. Schon davor war den Abgeordneten jedoch klar, dass sie einen Kaiser wählen mussten, dafür nur der preußische König Friedrich Wilhelm IV. in Frage kommen würde und es mehr als fraglich sein würde, ob Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone annehmen würde. Doch was sollte man in Frankfurt tun? Wenn man den Weg nach Berlin nicht wagte, konnte man die Revolution und den Nationalstaat auch gleich für beendet erklären. Die Abgeordneten beschließen deshalb auf ihrer heutigen Sitzung, was alternativlos war. Sie wählen den preußischen König zum „Kaiser der Deutschen“ und entsenden danach eine Deputation unter Leitung des Präsidenten der Nationalversammlung in der Paulskirche, Eduard Simson, nach Berlin. Simson überbringt Anfang April im königlichen Schloss von Berlin den Beschluss, „den erwählten Kaiser (…) ehrfurchtsvoll einzuladen, die auf Ihn gefallene Wahl auf Grundlage der Verfassung annehmen zu wollen“. König Friedrich Wilhelm IV. ist sich jedoch sicher, dass er die angebotene Kaiserkrone wenn dann nur aus den Händen der deutschen Fürsten annehmen wird. Er lehnt die Krone ab und besiegelt damit frühzeitig das Ende der Revolutionsbewegung.
Der Abschied hatte sich angedeutet. Das schwierige Verhältnis zu Kaiser Wilhelm II., der den Wunsch nach einem „persönlichen Regiment“ früh hatte deutlich werden lassen, hat zu mehr und mehr Unstimmigkeiten geführt. Am 17. März 1890 überbrachte der Chef des Militärkabinetts seinem Kanzler, Otto von Bismarck, die Aufforderung, sein Entlassungsgesuch zu verfassen, was Bismarck ausführte. Am 20. März nahm es der Kaiser an. Am heutigen Tag verlässt Otto von Bismarck überstürzt Berlin. Als preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler hatte er eine beinahe dreißigjährige Ära preußisch-deutscher Geschichte entscheidend geprägt. Baronin Hildegard von Spitzemberg, eine Vertraute Bismarcks, stattet ihm am Morgen des heutigen Abreisetages einen Besuch im Reichskanzlerpalais in der Wilhelmstraße 77 ab. Der Nachfolger Bismarcks als Reichskanzler, Leo von Caprivi, hatte bereits vor der Bestätigung des Abschiedsgesuchs Bismarcks durch den Kaiser dessen Dienstwohnung im Reichskanzlerpalais partiell beansprucht. Baronin von Spitzemberg schreibt in ihrem Tagebuch: „Der letzte Besuch in dem historischen Palais: im Vorplatz aufgestapelte Kisten, Packer und Diener in Hemdsärmeln; in den Stuben nur noch die ärarischen [staatlichen] Möbel, sonst alles fort, Bilder, Kunstsachen – leere verrauchte Wände, offene Schränke, auf dem Flügel ein Haufen Visitenkarten neben der weißgelben Mütze des Fürsten [Bismarck] (…). Tränenden Auges stand ich da, als die arme Fürstin erschien, atemlos und vergrämt. Erst als die Fürstin erzählte, der Fürst sei gestern allein nach Charlottenburg gefahren, habe sich das Mausoleum aufschließen lassen und von seinem alten Herrn Abschied genommen, löste sich unser Leid in Tränen.“ Die Abreise Bismarcks und seiner Familie auf sein Gut Friedrichsruh bei Hamburg erfolgt vom Lehrter Bahnhof, an dem sich eine große Menschenmenge versammelt hat. Bismarck wird das später als „Leichenbegängnis erster Klasse“ bezeichnen. Bismarck erscheint, so von Spitzemberg weiter, „im offenen Wagen, (…) totenbleich, in Kürassieruniform“. Die Menge singt „Die Wacht am Rhein“ als schließlich der Zug abfährt. Bismarck wird, noch lebendig, zum Denkmal seiner eigenen Zeit und findet sich nur schwer in seiner neuen Rolle zurecht. Er meldet sich in den folgenden Jahren unablässig zu Wort und bewertet die aktuelle Politik, schwelgt in vergangenen Zeiten, schreibt seine umfangreiche Autobiographie „Gedanken und Erinnerungen“ und kritisiert die Politik von Kaiser und Regierung. Den Charakter seines Nachfolgers, Leo von Caprivi, sieht Bismarck etwa darin gespiegelt, dass dieser die alten Bäume im Garten der Reichskanzlei, Lieblingsbäume Kaiser Wilhelms I., abholzen lässt, nur um ein klein wenig mehr Licht zu bekommen. „Ich würde Herrn Caprivi manche politische Meinungsverschiedenheit eher nachsehen als die ruchlose Zerstörung uralter Bäume, denen gegenüber er das Recht des Nießbrauchs eines Staatsgrundstücks (…) missbraucht hat.“
In der wechselvollen Geschichte Deutschlands und Preußens gab und gibt es immer wieder bildhauerische und architektonische Symbole, in denen sich ein gesellschaftlicher Gedanke, ein Zeitgefühl, ein besonderes Ereignis spiegelt und im übertragenen Sinn verdichtet. Sei es der Kölner Dom, das Hermannsdenkmal, die Berliner Siegessäule, die zerbrochene Berliner Mauer oder das Brandenburger Tor mit der Quadriga. Gerade für die Quadriga ist dies besonders deutlich. Napoleon hatte nach dem Sieg über Preußen die Viktoria samt Wagen und Pferden in 12 Kisten verpackt nach Paris bringen lassen. Nicht einmal die Bitte ihres Erschaffers Schadow hatte ihn davon abbringen können. Nach der Niederlage Napoleons gelang es Generalfeldmarschall von Blücher unter ungeklärten Umständen, die Quadriga ausfindig zu machen. Als Symbol für das stärker werdende deutsche Nationalgefühl wird die Quadriga am heutigen Tag des Jahres 1814 von Paris zurück nach Berlin geschickt. Die „Berlinischen Nachrichten“ schreiben mit großer Zufriedenheit: „Der Siegeswagen ist unterwegs“. Als der Transport mit den 15 Kisten in Düsseldorf preußischen Boden erreicht, wird er zum Triumphzug. Blumen, Girlanden, patriotische Inschriften werden von jubelnden Bürgern angebracht. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen lässt die Quadriga restaurieren und wieder an ihren ursprünglichen Platz stellen. Die Göttin hält nun jedoch statt eines Lorbeerkranzes einen Stab mit einem Eichenkranz, in dessen Mitte das Eiserne Kreuz zu finden ist, darüber ein preußischer Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Zusammen mit Generalfeldmarschall Blücher reitet der König unter Glockengeläut als Zeichen des Sieges feierlich unter der zurückgekehrten Quadriga durch das Brandenburger Tor.
Im Arbeitszimmer Bismarcks in Friedrichsruh bei Hamburg wird bis heute eine Pistole aus der Hinterlassenschaft des „Eisernen Kanzlers“ aufbewahrt. Der sechsschüssige Bündelrevolver des Typs Lefaucheux gehörte dem Studenten Ferdinand Cohen-Blind, der am heutigen Tag des Jahres 1866 damit ein Attentat auf Bismarck verübt. Der patriotische Student will mit der Tat jenen Mann beseitigen, der seiner Ansicht nach entscheidenden Anteil am bevorstehenden deutsch-deutschen „Bruderkrieg“ hat. Für seinen Mut wird Cohen-Blind später von vielen Menschen, vor allem in Süddeutschland, als Märtyrer verehrt. Er tötet sich selbst wenige Stunden nach seiner Festnahme im Gefängnis. Bismarck bewahrt die Pistole zeitlebens als gutes Zeichen auf. Denn wie durch ein Wunder bleibt er beinahe unverletzt. Cohen-Blind war mit dem Zug nach Berlin gefahren und passt Otto von Bismarck, der an diesem Morgen vom Vortrag bei König Wilhelm I. kommt und zu Fuß Unter den Linden unterwegs ist, nahe der russischen Botschaft ab. Er feuert von hinten auf den bereits vorbeigegangenen Bismarck zwei Schüsse ab. Dieser dreht sich schnell um und packt Cohen-Blind, der dennoch noch drei weitere Schüsse auf den damaligen preußischen Ministerpräsidenten abgeben kann. Bismarck hat großes Glück, einige der Kugeln streifen ihn nur, aber zwei prallen von seinen Rippen ab. Er erleidet nur Prellungen. Die Feuerkraft der Pistole war zur gering angesichts der dicken Kleidung, die Bismarck wegen einer kurz zuvor überstandenen Erkältung trug. Den Krieg zwischen den deutschen Staaten kann Cohen-Blind mit seiner Tat nicht verhindern. Nach dem Sieg bei Königgrätz 1866 schlägt auch die Meinung vieler Deutscher zu Bismarck in Bewunderung um.Siehe auch: Bismarck. Das politische Schicksal des Eisernen Kanzlers.
Mit dem Frieden von Frankfurt endet am heutigen Tag endgültig der deutsch-französische Krieg, der in beiden Staatsgebieten tiefgreifende Veränderungen zur Folge gehabt hat. Nachdem bereits nach der für Frankreich verheerenden „Schlacht von Sedan“, Anfang September 1870, Kaiser Napoleon III. abgedankt hatte und zusammen mit 104 000 französischen Soldaten in preußische Gefangenschaft geriet, wurde Frankreich zur Republik (die 3. Republik) und führte den Kampf gegen die deutschen Staaten weiter. So zog sich der Krieg noch viele Wochen hin. Paris wurde am 19. September 1870 von den deutschen Truppen eingeschlossen, konnte sich jedoch mit einer starken Befestigung mit wirkungsvollen Geschützen und immer wieder neu ausgehobenen Truppen einer deutschen Eroberung zunächst erwehren. Hunger, Krankheiten, der kalte Winter mit Brennholzmangel und der deutsche Beschuss forderten viele Opfer und führten schließlich dazu, dass im Februar 1871 Paris schließlich in die Hände der deutschen Truppen fiel. Es wurde ein Vorfriede unterzeichnet, der mit dem heutigen Frieden von Frankfurt seine endgültige Gültigkeit erlangt. Die französische Regierung stimmt vor allem auch wegen der Bildung des für sie zusehends bedrohlichen revolutionären Stadtrates von Paris, der „Pariser Kommune“, zu. Nur mit preußischer Duldung konnte sie diesen Aufstand durch Regierungstruppen niederschlagen. Bis zuletzt hatte man auf eine Intervention anderer europäischer Mächte gehofft, um die Friedensbedingungen mit hohen Reparationszahlungen zu mildern. So unterzeichnen im Frankfurter „Hotel Schwan“ der französische Außenminister Jules Favre und der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck den Friedensvertrag. Frankreich verliert mit diesem Friedensschluss von Frankfurt Elsass-Lothringen, in dem 2 Millionen Menschen leben. Auch für Deutschland ist der Sieg in diesem Krieg folgenreich. Im Spiegelsaal von Versailles wird am 18. Januar 1871 der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert – das Deutsche Reich wird bereits mit der Jahreswende 1870/71 auf dem Papier gegründet. Am Tag genau 170 Jahre nachdem Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg zum preußischen König Friedrich I. gekrönt wurde, wird König Wilhelm I. Deutscher Kaiser und Deutschland zum ersten Mal dauerhaft geeint. Die Annexion von Elsass-Lothringen jedoch traumatisiert Frankreich und verhindert dauerhaft eine Normalisierung des deutsch-französischen Verhältnisses. Die Revision dieses territorialen Verlustes aus dem heute geschlossenen Frieden von Frankfurt wird, so Christopher Clark, „zum Heiligen Gral des französischen Revanchismus“.
Das erste der sogenannten Maigesetze des Preußischen Staates erscheint am heutigen Tag. Darin heißt es unter anderem: „Zur Bekleidung eines geistlichen Amts ist die Ablegung der Entlassungsprüfung auf einem deutschen Gymnasium, die Zurücklegung eines dreijährigen theologischen Studiums auf einer deutschen Staats-Universität sowie die Ablegung einer wissenschaftlichen Staatsprüfung erforderlich.“ Schon zuvor war auch staatliche Schulaufsicht eingeführt worden. Der Kulturkampf, den Reichskanzler Otto von Bismarck gegen kirchliche Einflüsse führte, erreichte mit den Maigesetzen von 1873 seinen Höhepunkt. Geistliche mussten von nun an ein „Kulturexamen“ in Preußen vorweisen und die Anzeige der Ernennung eines Geistlichen an den Oberpräsidenten als staatlichen Vertreter weitergeleitet werden. Auch ein königlicher Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten in Berlin wurde eingerichtet und so praktisch eine staatliche Kirchenaufsicht eingeführt. Es war bereits seit Dezember 1871 im Rahmen des „Kanzelparagrafen“ verboten worden, staatliche Themen und Entwicklungen in den Predigten der Pfarrer zu thematisieren. Mit einer Höchststrafe von bis zu zwei Jahren Festungshaft wurde ein Verstoß dagegen vergleichsweise stark sanktioniert. Es folgten das Verbot des Jesuitenordens 1872, die Einführung der obligatorischen Zivilehe und das Expatriierungsgesetz (1874) mit dem sich widersetzende Geistliche aus dem Reich verbannt werden konnten. In Preußen wurden staatliche Gelder an die katholische Kirche gesperrt und viele weitere Orden verboten (1875). Ausgelöst worden war der Kulturkampf durch die Verkündung des „Unfehlbarkeitsdogmas“ von Papst Pius IX. und Otto von Bismarcks Versuch, in Reaktion darauf, gemeinsam mit den liberalen Parteien, den kirchlichen Einfluss auf den Staat ganz generell zurückzudrängen. Er empfand die päpstliche Haltung als Eingriff in die Hoheitsrechte des Staates. Der Papst erklärte die preußischen Kirchengesetze aus dem Mai 1873 in seiner Enzyklika „Quod numquam“ für ungültig. Der vor allem über die Medien und viele Streitschriften und Pamphlete geführte Kulturkampf, der auch innerhalb der Kirchen beinahe zu Spaltungen geführt hätte, vergiftete das öffentliche Klima und führte zu einer extrem angeheizten Stimmung. Katholiken, etwa in Westfalen, reagierten mit Massenaufläufen, Solidaritätsbekundungen und Prozessionen auf die von ihnen als staatliche Übergriffe empfundenen Gesetze oder Verhaftungen. Die Bischöfe wählten die Form einer Kollektiveingabe an das preußische Staatsministerium und forderten die Gläubigen zu passivem Widerstand auf. 1876 waren alle katholischen Bischöfe in Preußen schlussendlich verhaftet oder ausgewiesen. Trotz der Maigesetze konnte das Zentrum in den Reichstagswahlen von 1873/74 seine Sitze verdoppeln und wurde 1881 sogar stärkste Partei im Reichstag. Nach dem Tod von Pius IX. konnte der Kulturkampf bis 1887 durch Kompromisse beigelegt werden und einige der Kirchengesetze wurden von Bismarck gemildert. Kanzelparagraf und Zivilehe blieben aber erhalten.